Politik hat Kritiker und Befürworter. Nicht immer der gleichen Meinung – redet man oft zwischen Licht und Schatten. Auch Stefan Metzdorf, der seit 2007 SPD-Mitglied ist und zuvor auch schon seit 2004 für die Partei aktiv war, pflegt den Ruf eines engagierten Politikers. Ortsbürgermeister der Ortsgemeinde Gusterath, 1. Beigeordneter in der Verbandsgemeinde Ruwer und Mitglied im Kreistag Trier/Saarburg. Von seiner Partei wurde er nun als Kandidat für die Landratswahl am 26. September diesen Jahres aufgestellt und tritt nun gegen den amtierenden Landrat Günther Schartz an, der das Amt seit nun mehr als sechzehn Jahren ausübt. Im Interview mit 5vier.de-Redakteur André Mergener stand Stefan Metzdorf nun Rede und Antwort:
Dafür steht er…
Guten Tag Herr Metzdorf! Die Politik pflegt viele Gesichter. Welches Gesicht zeichnet Ihre Politik aus?
Stefan Metzdorf: Meine Politik ist offen, transparent und nachvollziehbar. Das lebe ich seit vielen Jahren. Wichtig ist mir, dass politische Entscheidungen sowie Maßnahmen der Verwaltung so getroffen werden, dass sie für Bürger und Bürgerinnen nachvollziehbar sind und sie sich damit identifizieren können. Dabei ist der Einbezug der neuen Medien für die Transparenz äußerst bedeutend.
Versäumnisse und gute Entwicklung
Wie beäugen Sie die letzten Jahre, wo sehen Sie Versäumnisse bezüglich der Landes- und Kommunalpolitik und wo die gute Entwicklung?
Stefan Metzdorf: Neben Versäumnissen gibt es viele gute Entwicklungen. Besonders positiv möchte ich hervorheben, dass es durch den unermüdlichen Einsatz der Kreistagsfraktion der SPD und die Unterstützung der Landesregierung gelungen ist, das Kreiskrankenhaus in Saarburg wieder auf eine gute finanzielle Grundlage zu stellen.
Was die Versäumnisse betrifft: Wir stehen im Jahr 2021 vor einer Kombination von Aufgaben und Herausforderungen, mit denen wir vor fünf Jahren noch nicht in diesem Ausmaß rechnen konnten.
Die Auswirkung des Klimawandels, der Wechsel zu vermehrten erneuerbaren Energien und zur Wasserstofftechnologie, die Veränderungen der Wirtschaft und der Industrie. Das sind die Bereiche, in denen es eine Menge Unterstützungsbedarf für die Unternehmen im Kreis geben wird. Wir müssen mehr in unsere Schul- und Berufsausbildung investieren, damit wir die Auszubildenden, aber auch die Ausbilder an die neuen Herausforderungen heranführen können.
Gerade in der Zeit der Pandemie ist es deutlich geworden, dass die Politik versäumt hat, soziale Berufe wie Erzieher, Alten/Krankenpfleger etc. entsprechend anzuerkennen und adäquat zu bezahlen. Folge ist ein enormer Mangel an Fachkräften in vielen sozialen Einrichtungen. Um hier die Situation zu verbessern, müssen wir in der Zusammenarbeit mit der Landesregierung schnell handeln. Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, was man hätte besser machen können. Wir sollten aber – und das ist mein Ansatz, jetzt die kommunalpolitischen Erfordernisse anpacken und in Angriff nehmen.
Wohlfühl-Ort Gusterath
Seit 2019 sind Sie auch Ortsbürgermeister von Gusterath. Ein toller und gemütlicher Ort, der sich Ihrer Meinung nach wie genau entwickelt hat?
Stefan Metzdorf: Gusterath ist ein Ort, in dem man gerne wohnt und sich wohlfühlt. Die Nachfrage nach Bauland ist ungebrochen groß. Viel Wert habe ich auf das äußere Erscheinungsbild unserer Ortsgemeinde gelegt. Neben den großen Projekten – z. B. die umfangreiche Straßensanierung, Planungsvergabe für den Radwegebau, Friedhofsneugestaltung, Sanierung einer Brunnenanlage – gibt es viele kleinere, die viel Freude bereiten und sehr positiv aufgenommen werden.
Wir haben mehrere Blühstreifen angelegt, es wurden drei große Insektenhotels mit finanzieller Unterstützung der Natur- und Umweltfreunde Pluwig Gusterath e. V. beschafft, ein neuer Spielturm für den Kinderspielplatz realisiert und eine Bürgerallee mit 32 Bäumen angelegt. Auch planen wir derzeit ein Neubaugebiet mit Modell-Charakter in puncto Nachhaltigkeit und eine Auftaktveranstaltung für eine Dorfmoderation.
Seine Ziele
Ihre Partei hat Sie nun als Kandidat für die Landratswahl in diesem Jahr aufgestellt. Für was und welche Veränderungen stehen Sie?
Stefan Metzdorf: Ziel des Leitbildes für die Verwaltung ist das Selbstverständnis und das Handeln der Kreisverwaltung darzustellen. Die Umsetzung erfordert eine klare Organisationsstruktur und eine offene Kommunikationskultur. Dazu sind flexible und neue Arbeitsmethoden sowie eine bedarfsgerechte Personalentwicklung unerlässlich. Die Förderung von partnerschaftlichem Umgang, Offenheit, Solidarität und gutem Betriebsklima ist mir ein zentrales Anliegen.
Grundlage einer erfolgreichen, vertrauensvollen und fachübergreifenden Zusammenarbeit ist ein zeitnaher und konstruktiv-kritischer Informationsaustausch auf horizontaler und auf vertikaler Ebene. Entscheidungen müssen transparent, verständlich, überzeugend und verbindlich sein.
Bezahlbarer Wohnraum…
Wohnungen werden immer teurer, wie stehen Sie zu einem bezahlbaren Wohnraum?
Stefan Metzdorf: Der Kreistag sollte über die Gründung einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft nachdenken. Diese soll in Zusammenarbeit mit den Städten, Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden bezahlbarem Wohnraum schaffen. Dabei soll die Verwaltung die Koordination und Organisation übernehmen. Zuvor ist eine Bedarfsermittlung an Wohnraum im Kreis TR-SAB und die Handlungsoptionen zu ermitteln.
Hintergrund: Wir stellen fest, dass sich viele Menschen das Wohnen oder Bauen in der Stadt nicht mehr leisten können. Das hat Folgen für unsere Ortsgemeinden, die zu begehrten Wohnorten werden. Darauf müssen wir gemeinsam Antworten finden!
Auch wichtig – Tourismus!
Und wie wollen Sie den Tourismus stärken?
Stefan Metzdorf: Unser Landkreis in seiner Besonderheit mit den Flusstälern, Weinlandschaft, Mittelgebirge, Weisen und Täler hat viel ungenutztes Potenzial im Tourismus. Mir fehlt das Gesamtmanagement bzw. eine Tourismusstrategie für unseren Landkreis. Das Gesamtmanagement soll die Attraktivität der verschiedenen Regionen unseres Landkreises zusammenfügen, koordinieren und nach außen vertreten. Hier strebe ich die Zusammenarbeit mit der Stadt Trier, Luxemburg und Frankreich an.
Die Umwelt bringt viele Themen mit
Thema Umwelt, wie stehen Sie diesem Bereich gegenüber?
Stefan Metzdorf: Auch die Umwelt spielt eine große Rolle. Dem Landkreis kommt bei der Umsetzung kommunaler Klimaschutzmaßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Die Verwaltung muss gegenüber den kreisangehörigen Gemeinden eine Koordinierungsfunktion einnehmen, ihnen beratend zu Seite stehen und den Abstimmungsprozess moderieren. Vorstellbar wäre die Gründung einer Gesellschaft zur Bündelung der Klimaschutzziele und für den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Kreis.
In Sachen Windkraft denke ich hier an den Hochwald. Hier geht es auch darum, eine unkoordinierte Verspargelung der Landschaft zu vermeiden. Denn dem anhaltend hohen Nutzungsinteresse stehen eine Vielzahl von konkurrierenden Raumansprüchen, u.a. die Aspekten der Landespflege, der Siedlungsentwicklung, des Fremdenverkehrs und der Erholungseignung, entgegen, sodass hier ein besonderes Koordinierungserfordernis besteht.
Viel Kritik am amtierenden Landrat
Wie blicken Sie auf die Arbeit des noch amtierenden Landrat Günther Schartz?
Stefan Metzdorf: Er ist jetzt seit 16 Jahren im Amt und hat insofern die Kreispolitik der vergangenen Jahre – auf der Grundlage der Mehrheitsverhältnisse im Kreistag – deutlich geprägt. Der kommunalpolitische Sachstand trägt in allen Politikbereichen – vom Wohnen über die Gesundheitsversorgung, vom ÖPNV bis zur Bildungspolitik, von der Energiepolitik bis zum Tourismus seine Handschrift mit allem, was daran zu loben oder zu kritisieren ist.
Viel Kritik stellen Sie ihm entgegen. Kann man nach vielen Jahren eventuell bei ihm auch von einer Amtsmüdigkeit sprechen?
Stefan Metzdorf: Kritik an seiner Handschrift / seinen Entscheidungen und seiner Verwaltungsarbeit ist eine Sache, der Vorwurf der Amtsmüdigkeit wäre etwas anderes. Ob Herr Schartz amtsmüde ist oder nicht, will und werde ich nicht beurteilen. Ich bin da eher zukunftsorientiert und will mich mit dem beschäftigen, was mir wichtig ist. In meinem Wahlkampf will ich mich zu 100 % darauf konzentrieren, den Menschen meine Vorstellungen zu vermitteln und nach der Wahl will ich mich zu 100 % auf meine neue Rolle als Landrat konzentrieren.
Chancen stehen gut
Wie sehen Sie selbst Ihre Chancen dieses Amt Ende September zu erreichen – bzw. wie groß sehen Sie ihren CDU-Herausforderer als Konkurrent?
Stefan Metzdorf: Nach jetzigem Sachstand bewerben sich vier Kandidaten um das Amt des Landrates / der Landrätin. Ich hätte mich nicht eingebracht, wenn ich keinen Siegeswillen und keine Zuversicht hätte, diese Wahl zu gewinnen. Ich bin aber geerdet genug und nicht anmaßend. Darum stelle ich mich der Wahl und werde in den nächsten Wochen und Monaten das Gespräch mit den Wählerinnen und Wählern suchen.
Umwelt und ÖPNV
Thema ÖPNV! Wie blicken Sie hier auf Probleme bzw. Lösungen?
Stefan Metzdorf: Höhe und Struktur der im Verkehrsverbund Region Trier angewandten Nahverkehrstarife wird in letzter Zeit immer stärker kritisiert. So lagen die durchschnittlichen Tarifsteigerungen in den letzten Jahren deutlich über den Preissteigerungen bei anderen Dienstleistungen und Gütern. Insbesondere der im Vergleich zu den Kosten des motorisierten Individualverkehrs (MIV) fällt deutlich zuungunsten des ÖPNV aus.
Die heutige Preisbildung basiert auf der Einteilung des Verbandsgebietes in eine riesige Anzahl von Tarifzonen (250), die sehr kleinteilig gestaltet sind und mehr oder weniger „zufällig“ anmuten.
Im Zuge der aktuellen Diskussion über den Klimaschutz werden die Stimmen für einen kostengünstigeren ÖPNV immer lauter. Dazu kommt die aktuelle Entwicklung im Nachbarland Luxemburg, wo der ÖPNV ab März 2020 kostenfrei angeboten wird.
All dies soll zum Anlass genommen werden, eine grundlegende Strukturreform der Tarife im VRT durchzuführen. Ziel ist nicht nur eine sozialgerechte Reduzierung der Preise, sondern auch eine deutliche Vereinfachung der Tariflandschaft. Die Tarife müssen für den Kunden nachvollziehbar und leicht zu verstehen sein. Im Ergebnis muss eine Preisbildung erfolgen, die gegenüber den Kosten des MIV konkurrenzfähig ist.
Auch im Karneval aktiv
Neben der Politik sind Sie auch stark im Karneval aktiv (ATK-Präsidium). Eine „Jahreszeit“ die für Sie was genau bedeutet und in Ihrem Leben was für einen Stellenwert pflegt?
Stefan Metzdorf: Ich bin in der ATK (Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval 1955 e. V.) als Schatzmeister tätig. Im Karneval schätze ich das Engagement der vielen ehrenamtlich tätigen Karnevalistinnen und Karnevalisten, die Ideen, Kreativität und Freude an der Sache. Darüber hinaus wird eine unglaublich gute Jugendarbeit in den verschiedenen Karnevalsvereinen geleistet.
Zur Person…
Zum Abschluss noch zu Ihrer Person. Was ist Stefan Metzdorf für eine Mensch? Auf wen müssen sich potenzielle Wählerinnen und Wähler einstellen bzw. sollte die Wahl klappen, auch verlassen können?
Stefan Metzdorf: Stefan Metzdorf ist ein offener, zuverlässiger und kontaktfreudiger Mensch mit viel Energie und Freude daran, Verantwortung zu übernehmen und sich für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger einzusetzen. Er ist bürgernah und bodenständig.
Okay Herr Metzdorf, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen alles Gute für die Wahl und politisch weiterhin einen erfolgreichen Weg!
Stefan Metzdorf: Danke!
André Mergener
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Motivation ist wichtiger als Erfahrung!
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