Regelstudienzeiten sind eine Farce
Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, werden nur 40 % aller
Hochschulabschlüsse in der so genannten Regelstudienzeit erworben. Der
fzs kritisiert die Regelstudienzeit als Sanktionsinstrument für
Studierende.
Trier / Deutschland. Ben Seel, Mitglied im Vorstand des fzs, nimmt Stellung: „Mit den
aktuellen Zahlen kann von Regel keine Rede sein, wenn 60 % der
Studierenden mehr als die offiziell ausgewiesene Regelstudienzeit
brauchen. Fatal wird diese Entwicklung aber vor allem dadurch, dass die
staatliche Studienfinanzierung an die Regelstudienzeit gekoppelt ist.
Wenn die Mehrheit diese Zeit nicht einhalten kann, klafft gerade zum
Ende des Studiums ein großes Loch in der Studienfinanzierung. Die
Kopplung von BAföG und Regelstudienzeit wird damit zum
Studienabbruchprogramm. Besonders hart trifft es Studierende, die sich
sozial engagieren, Angehörige pflegen, Kinder erziehen oder aufgrund der
ungenügenden staatlichen Studienfinanzierung arbeiten müssen. Damit wird
Regelstudienzeit zum Instrument für soziale Selektion im Studium. Wir
lehnen Regelstudienzeiten prinzipiell ab. Sie führen nicht erst
statistisch, sondern bereits logisch zu sozialen Ausgrenzungen. Es hätte
daher gar nicht gezählt werden müssen, um herauszufinden, dass sie
sozial ungerecht sind.“
Mandy Gratz, ebenfalls Vorstandmitglied, erläutert: „Festgelegte
Regelstudienzeiten sollten ursprünglich rechtlich garantieren, dass ein
Studiengang in einer bestimmten Zeit studierbar ist. Das heißt, in
diesem Zeitraum besteht ein rechtlicher Anspruch darauf, einen
Studiengang abschließen zu können. Dieses Recht wurde in eine Pflicht
gewendet. Student*innen sehen sich damit konfrontiert, dass sie eine
Vorgabe erfüllen müssen, um nicht in finanzielle oder auch
studientechnische Schwierigkeiten zu geraten, die aufgrund der
Rahmenbedingungen kaum erfüllbar ist. Regelstudienzeit als
Rechtsanspruch funktioniert offensichtlich nicht. Daher fordern wir,
dass alle Menschen in den Genuss kommen ihr Studium in der Zeit
abzuschließen, die sie unter ihren individuellem Umständen brauchen.“
Das Vorstandsmitglied Sandro Philippi ergänzt: „Weiterhin muss bedacht
werden, dass Studienabrecher*innen in dieser Statistik nicht mit gezählt
werden. So beenden gemäß des aktuellen Bildungsberichtes knapp 30 % der
Studierenden im Bachelor ihr Studium ohne Abschluss. Die Bilanz sähe für
das deutsche Bildungswesen also noch dramatischer aus, würden alle
Studieninteressierten mitberechnet – also auch diejenigen, die ihr
Studium aufgrund unzureichender Rahmenbedingungen an den Nagel hängen.“
Mit Material der fzs
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