Es war ein turbulentes Wochenende in der Regionalliga West. Die Trainer-Wechsel in Wuppertal und Elversberg zahlten sich nicht unmittelbar aus. In Bochum stürmten wütende Fans gar den Platz. 5vier bietet einen Überblick über die Lage der Liga.
Der Fußball ist meistens ein geschlossenes System, das sich neuartigen Erkenntnissen nur mit Bauchschmerzen öffnet. Als Ralf Rangnick 1998 im Sportstudio über seltsame Fremdwörter wie Viererkette philosophierte und Jürgen Klinsmann Nationalspieler mit verrückten Gummibändern trainieren ließ, spottete ganz Deutschland. Doch nach der desaströsen Europameisterschaft 2000 wurden flächendeckend die Liberos von Taktiktafeln entfernt und durch Viererketten ersetzt. Als Klinsmann das Sommermärchen schrieb, waren die Gummibänder plötzlich unverzichtbar für alle, die jemals wieder ein Spiel gewinnen wollten.
So wird auch die Universität Münster mit einer erstaunlichen Studie warten müssen, sie Beachtung in der Fußballwelt findet. Im Frühjahr fanden die Forscher heraus, dass Trainerentlassungen keinen Einfluss auf den Erfolg der Mannschaft haben. Ob die Untersuchungen in Wuppertal und Elversberg in der letzten Woche eine Rolle gespielt haben, ist nicht überliefert. Aber falls ja, dann waren die Macher von den Ergebnissen der Wissenschaft eher nicht überzeugt. In der Regionalliga stellten beide Klubs neue Trainer auf die Kommandobrücke, die die dem schweren Ruder aber keine entscheidende Richtungsänderung gaben.
“Kein Copperfield”
Der neue WSV-Trainer Hans-Günter Bruns wollte den Hebel an der mentalen Blockade anlegen. Doch der Start in Bochum wurde für ihn zum Albtraum. 0:4 lagen die Bergischen zur Pause zurück, wütende Fans wollten den Platz stürmen. Am Ende unterlag Wuppertal mit 1:4, nur Geburtstagskind Tom Moosmayer gelang der Ehrentreffer. Feiern wollten die Fans da nur noch einen Mann – VfL-Torhüter Christian Maly, der 305 Spiele für den WSV absolvierte, zelebrierte die Welle mit dem Anhang aus Wuppertal. Bruns entschuldigte sich anschließend für das Debakel und bat im „kicker“ um Zeit. Erst einen Saisonsieg feierte der Traditionsverein, der auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist. Und Bruns gestand: “Ich bin kein Copperfield.”
Ein 0:0 zum Einstand
In Elversberg verlor Trainer Günter Erhardt in der vergangenen Woche seinen Job. Sein bisheriger Assistent Jens Kiefer übernahm die Mannschaft, der als Lieblingsfilm auf der Homepage des Regionalligisten “Braveheart” angibt. So kämpferisch wie Mel Gibson in dem mit fünf Oscars ausgezeichneten Hollywood-Streifen sah er auch seine Mannschaft. So lobte er nach dem 0:0 gegen den SC Wiedenbrück gegenüber der “Saarbrücker Zeitung” den Einsatz seiner Mannschaft. “Wir sind 90 Minuten gerannt und haben gekämpft.”Zufrieden war er dennoch nicht. Was auch an der Erwartungshaltung in Elversberg liegen könnte…
Überflieger aus Lotte
Die Mannschaft der Stunde sind die Sportfreunde Lotte. Mit dem 3:1 in Verl feierten die Schützlinge von Maik Walpurgis nicht nur den sechsten Sieg in Folge. Auch ansonsten schreiben sie an Einträgen für das Guiness-Buch der Rekorde: Seit 18 Spielen ist Lotte saisonübergreifend ungeschlagen, mit 22 Toren haben sie den besten Angriff und mit erst sieben Gegentreffern zugleich die stabilste Defensive der Regionalliga West. Nach dem spielfreien Wochenende wartet auf Lotte nun das Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach II, das kurz vor Schluss das 1:1 gegen Leverkusen II kassierte.
Die Torjäger
In der Torjägerliste bleibt Christian Knappmann mit acht Treffern das Maß aller Dinge. Dahinter folgt jugendlicher Elan mit Terrence Boyd (Dortmund II), Eric Durm (Mainz II) und Elias Kachunga (II) mit je sieben Toren. Auf die Zahl kommt auch Marcus Fischer, der nach seiner Rückkehr nach Lotte weiter aufblüht. Bei Eintracht Trier werden die Tore hingegen brüderlich geteilt – Fahrudin Kuduzovic, Chhunly Pagenburg und Ahmet Kulabas sind mit jeweils drei Treffern die besten Torschützen der Moselstädter.
+++++Eintracht in Kürze+++++
Trainingspausen für angeschlagene Spieler – Einige Eintracht-Spieler haben leichtere Blessuren und legen in dieser Woche eine Trainingspause ein. „Die Jungs sollen wieder in den Vollbesitz ihrer Kräfte kommen“, so Roland Seitz. Thomas Drescher kuriert eine Achillessehnenentzündung aus, die ihn seit Wochen schmerzt. Cataldo Cozza beißt seit Wochen mit einem Bänderriss auf die Zähne. Torhüter Poggenborg fehlte in Koblenz wegen einer Muskelverhärtung an der Wade. Dafür überzeugte Andreas Lengsfeld in seinem ersten Spiel seit dem 25. September 2010 „Es hat Spaß gemacht, wieder zu spielen.“
Fitnesstests – Am Dienstag bestritten die fünf Spieler, die erst später zur Mannschaft gestoßen sind, einen Laktattest. Dazu gehören Oliver Stang, Denny Herzig, Alon Abelski, Wojciech Pollok und Martin Hauswald. „Wir wollen ihre Werte nun einholen, nachdem sie ja schon einige Wochen bei uns spielen“, so Trainer Seitz. Am Mittwoch folgten Sprinttests mit der gesamten Mannschaft. Freitag steht in Rüsselsheim um 16 Uhr das Testspiel gegen den Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden an.
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