Stephen Weber (Text)
Eine Schneefront wirbelte an diesem Wochenende den regionalen Fußballbetrieb auf frostigste Art und Weise durcheinander: Neben sämtlichen unterklassigen Ansetzungen wurde u.a. das Regionalliga-Duell zwischen Eintracht Trier und dem SC Freiburg II witterungsbedingt abgesagt. Aber nicht immer führen Wetterkapriolen zur Neu-Terminierung einer Partie – nein, manchmal übt Wetter-Gott Petrus mitunter einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Geschehen auf dem nicht unbedingt immergrünen Rasen aus.
„Der Fußball muss unabhängig bleiben“, floskelierte einst Fifa-Präsident Joseph Blatter – eine Aussage, bei der er aber wohl insgeheim die übernatürliche Kraft der Wetterlage ausklammerte. Oder plant die Fifa bereits in dunklen Hinterzimmern einen ähnlich heimtückischen Angriff, wie die Chinesen bei der Sommer-Olympiade 2008, die versuchten, Schlecht-Wetter-Fronten mit chemisch geladenen Kanonenkugeln in die Flucht zu schlagen?
Aber solch eine drastische Maßnahme hätte wahrscheinlich an diesem Wochenende im Raum Trier keinerlei Wirkung gezeigt. Frau Holle, die zurzeit Karin mit Vornamen heißt, verwandelte die Moselregion am Freitagmittag in eine winterweiße Schneelandschaft und gönnte so den Spielern und Fans einen vorweihnachtlichen Wochenabschluss, der auch sehr gut aus einem christlichen Adventslied hätte entsprungen sein können.
Denn während Niederschläge und wechselnde Witterungsbedingungen bei der Formel 1 und beim Skispringen zu einem gewichtigen Element des Spannungsbogens gehören, vermag es der hochprofessionalisierte Fußballbetrieb oftmals nicht, mit den unbändigen Naturkräften angemessen umzugehen. 5vier hat mal wieder tief in die Kuriositätenkiste gegriffen und skurrile Momente der Fußballhistorie, die im Zusammenhang mit klimatischen Gegenspielern stehen, zusammengestellt.
Anfangen wollen wir mit der Mutter aller Regenspiele: Die Wasserschlacht von Frankfurt bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Während Michael Schumacher bei derartigen Regenfälle das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam, taten sich die deutschen und polnischen Fußballer schwer, auf einem Rasen, der eher an Schmierseife erinnerte, ein ordentliches Fußballspiel zu gestalten. Erinnernde Kenner sprachen deshalb auch vom „Wasserballett für Nichtschwimmer“. Die deutsche Mannschaft gewann das Spiel letztendlich durch einen Treffer von Gerd Müller mit 1:0 und begoss den Sieg und den damit verbundenen Finaleinzug vermutlich feucht-fröhlich – und das sicherlich nicht mit Wasser. Kapitän Franz Beckenbauer sagte nach Spielabpfiff: „Bei normalen Spielverhältnissen hätten wir vermutlich keine Chance gehabt.“
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Vergleichbar skandalöse Platzverhältnisse fand man in der Saison 2005/06 vor, als Werder Bremen im DFB-Pokal beim FC St. Pauli gastierte. „Dieses Spiel hätte nie stattfinden dürfen“, echauffierte sich der Bremer Trainer Thomas Schaaf nach Spieleende. Auf einem völlig vereisten Spielfeld verlor der Bundesligist gegen die Zweitligaspieler vom Kiez mit 1:3. Wörter wie „Schlamm-Catchen und Eis-Surfen“ hallten noch Tage später durch das Presseecho und die Fankneipen.
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Gefühlte Lichtjahre ist es her, da präsentierte die Hertha aus Berlin noch ihr Können in der Champions League. In der Saison 1999/00 waren dann sogar einmal die großen Altmeister aus Barcelona zu Gast im Olympia-Stadion. Doch wer sich auf ein packendes Fußballfest freute, der fühlte sich nach wenigen Minuten wie in der Filmpremiere von „Gorillas im Nebel“. Eine erdebene Dunstdecke hüllte das gesamte Stadion in eine undurchschaubare Suppe, wie es Verpackungskünstler Cristo nicht hätte besser machen können. Berühmt wurde zwar nicht das Spiel, aber dafür der Kommentar eines vezweifelten Radioreporters in Berlin: „Abschlag Barcelona, an der Mittellinie befinden sich jetzt zwei bis drei Spanier, und da irgendwo vermute ich auch den Ball.“ Hier ein Bild des Nebels von Herthalon. Das Spiel endete übrigens 1:1.
Und zum Abschluss noch zwei Schmankerl aus eher unbekannteren Ligen:
„Tief Xynthia“ schießt ein Tor:
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Ein Tornado wirbelt die südafrikanische Liga durcheinander:
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