Ich dachte natürlich mich erwischt es nicht mehr. Dachte ich sei immun oder so. hab mich all die Jahre wacker gehalten, aufgepasst, immer schön Hände gewaschen und so. Eigentlich ein Wunder dass mich bei der Anzahl berufsbedingter Kontakte pro Tag erst jetzt die Liebesgrüße aus Wuhan erreichen.
Erkenntnis
Gefühlsmäßig irgendwo zwischen der Erleichterung darüber, dass die Schnelltests doch funktionieren und dem Entsetzen einer zukünftigen Teen-Mom beim Anblick des Schwangerschaftstests betrachtete ich am ersten Tag meiner Osterferien den Schnelltest vor mir auf dem Küchentisch und murmele. „Na das nenn ich Timing“. Gerade eine Woche wieder im Dienst nach einer Woche krank, laut Arzt wegen Erkältung (weil alle Schnelltests negativ waren). Ich hoffe inständig dass mein Arzt mit dieser Entscheidung recht behielt (vor allem als er den PCR Test für unnötig erklärte) und dass ich nicht kräftig rumgespreaded hab. Mehr Ahnung als ich hat er in jedem Fall, in sofern muss ich ihm da trauen. Ich kauf die Wurst ja auch beim Metzger und nicht bei Ralle um die Ecke weil der bei YouTube gesehen hat wie man die besser macht. Aber das ist ein anderes Thema.
Ausnahmezustand
Dann mal losgepreppt was das Zeug hält. Nachwuchs zur Mutter umquartieren, Meetings auf Zoom verlegen. Feuerholz beim Ofen bunkern, einkaufen lassen, dann ein Stoßgebet für gutes Internet hier im ländlichen Raum. Ibuprofen, Tee und die Lieblingslektüre (derzeit Ebay-Kleinanzeigen) bereitgestellt.
Ich komme mir ein wenig vor wie in der Szene von „Trainspotting“, in der Mark Renton einen kalten Entzug versucht und sich in einem Zimmer verbarrikadiert um nicht rückfällig zu werden. Zum Glück haut mich Corona nicht gänzlich um, auch, wenn ich sagen muss es ist nichts angenehmes. So kann ich zumindest meine eremitische Woche ordentlich vorbereiten.
Anti-Hipsterism
Wie kann ich denn jetzt noch Corona bekommen? Genau jetzt? Nicht nur dass meine Ferien verkackt sind, sondern genau jetzt wo die Maskenpflicht fällt und alles wieder normal sein soll ? Ich wäre ungern einer der ersten gewesen, das geb ich zu. Schließlich lässt sich der Hipsterspruch „Ich hatte schon Corona bevor es modern wurde“ nicht damit aufwiegen was eine der ersten Varianten mit mir ohne Impfung im Leib vielleicht angestellt hätte. Nein das wollte ich nicht rausfinden. Aber jetzt? Vielleicht passt es zu meiner Vita. Ich fing das Rauchen auch erst mit 17 an weil ich nie einer von den Kids sein wollte die bloß rauchen weil es noch verboten war. Vielleicht hab ich ja jetzt Corona weil es schon nicht mehr cool ist? Alles bloß kein Image-Getue.
Ernüchterung
Schon nach 2 Tagen fallen mir ein paar Dinge auf, die mir im normalen Alltag niemals aufgefallen wären:
- Die Streaming Dienste haben viel Zeug, davon interessiert mich aber sehr wenig
- Es ist schade dass es von den Online Shows die ich schaue nur maximal eine neue Folge wöchentlich und nicht eine tägliche Folge gibt. Hätte ich sie nicht schon alle geschaut wäre ich jetzt mit ausreichend Entertainment versorgt.
- Ich hasse Salbeitee mehr als ich bisher gedacht habe
- Ich liebe Ibuprofen mehr als ich bisher gedacht habe
- Keinen zum Reden haben ist manchmal nicht das schlechteste
- Den ganzen Tag im Bett liegen auch nicht
In sofern ist also alles OK soweit. Trotzdem wünsch ich es keinem . Vor allem jetzt nicht mehr – jetzt, wo wir uns auf der Zielgeraden wähnen in Richtung Normalität.
Enttäuschung
Was mich allerdings sehr enttäuscht ist der Umstand dass ich einen Auftritt absagen musste wegen der Krankheit. Diese waren recht rar in den letzten Jahren und ich hatte mich drauf gefreut. Ich bin mit dem Problem nicht allein, wie mir die Timeline bei Facebook zeigt. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich werde mich jetzt auf den Osterhasen freuen und dabei hirnlose Auto-Sendungen verschlingen. Vielleicht ist es das was ich schon längst hätte tun sollen, denn man erlaubt sich doch sehr selten eine vernünftige Pause.
Corona als Chance gegen Burnout. Das nenn ich doch mal Optimismus.
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Mehr Sempf und weitere Themen von Johannes‘ bekommt ihr in seinem Podcast „Discöföx“, in dem er zusammen mit Philipp Godart das Weltgeschehen kommentiert. „Schier sein Podcast“ ist schier gut. Weitere Infos findet ihr zudem auf den Websites der Boys:
Jöhännes www.johanneschier.de
Philipps: www.philippgodart.de
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