Wer seinem Körper etwas Gutes tun möchte, sollte sich bewegen. Das weiß jedes Kind. Welche Art von Bewegung es sein sollte, ist aber individuell sehr unterschiedlich. Eine besondere, allerdings noch nicht allzu bekannte Form, ist das Slow Jogging. Ein Sport, der für so gut wie jeden in Frage kommt, weil er gelenkschonend fit macht. Was genau das Slow Jogging ausmacht und welchen Effekt es hat, hat uns die Trainerin Dunja Linster praktisch erklärt.
Trier. Am Mattheiser Weiher sieht man eine Menge Sportler*innen. Der Gerätepark wird von jung und alt genutzt, vor allem die Rundwege eignen sich sehr gut für Läufer. Normalerweise ein unspektakulärer Anblick. Das ändert sich aber, wenn man mit der zertifizierten Slow Jogging-Trainerin Dunja Linster verabredet ist.
Slow Jogging – schon mal gehört? Vielleicht mal irgendwo aufgeschnappt, aber nicht weiter mit beschäftigt. Oder völlig fremd. Schade, denn das sollte man kennen, wenn man sich mit Fitness beschäftigt.
Entwickelt vom japanischen Sportphysiologen Prof. Dr. Hiroaki Tanaka, ist die besondere Laufform in seinem Heimatland schon seit Jahrzehnten beliebt. Sogar das Kaiserpaar soll sich trotz hohen Alters auf diese Weise fit halten.
Slow Jogging ist mehr als nur Laufen
Die Besonderheit ist, dass man nicht einfach drauf losläuft, wie man es für gewöhnlich tut. Slow Jogging legt nämlich mehrere Schwerpunkte, die die meisten Läufer*innen der Erde nicht auf dem Schirm haben:
- Laufen auf dem Mittelfuß: durch die moderne Schuhtechnik laufen viele Menschen mittlerweile mit dem ganzen Fuß, angefangen mit der Ferse. Das ist für Wirbelsäule, Hüfte und Knie alles andere als gut. Stattdessen sollte man mit dem Teil des Fußes aufkommen, der am breitesten am Schuh ist.
- Kleine und viele Schritte: Die „ausgebildeten“ Slow Jogger*innen setzen mindestens 180 Schritte pro Minute auf den Boden. Oder anders gesagt drei Schritte pro Sekunde.
- Haltung und Atmung: Aufrecht und locker soll der Oberkörper mit seinen Extremitäten sein. Atmen soll man ganz natürlich, ohne darauf zu achten.
- Niko Niko Tempo: Nein, das soll die Sportler*innen nicht zum Kornmarkt führen. Niko Niko heißt übersetzt „Mit einem Lächeln“. Während des Slow Joggings soll man lächeln und sich entspannt unterhalten (können).
Dunja Linster ist eine von etwa 50 Slow Jogging Trainer*innen in Deutschland. Die Triererin coacht nebenberuflich Interessierte. Die Gründe, warum man sich mit der Sportart beschäftigen sollte, erklärt sie so:
„Slow Jogging eignet sich für jede Altersgruppe und für jedes Fitnesslevel. Man bewegt sich moderat, verbrennt aber doppelt so viele Kalorien als beim Walken. Je nach Vorerfahrung braucht man mal mehr, mal weniger Einführung und Vorbereitung, um die Technik richtig zu erlernen. Gerade am Anfang werden Waden und Achillessehnen beansprucht, das muss man behutsam aufbauen. Der Sport eignet sich für jeden, vor allem aber für Personen, die auf ihre Gelenke aufpassen müssen und für Personen, die eher Sportmuffel sind.
Außerdem wurde nachgewiesen, dass Blutdruck und Blutzucker sinken, das HDL-Cholesterin steigt, Muskelschwund wird gehemmt, Anspannung wird abgebaut und das Gehirn stimuliert.“
Der Beginn verläuft behutsam
Zu Beginn einer Einheit fragt Dunja, wie es einem geht. Hat man Schmerzen, wie ist die heutige Verfassung? Und, wir erinnern uns an Niko Niko, auch die mentale Konstitution ist ein wichtiger Baustein. Viele sind gestresst, verspannt oder vergleichbares. Das zu wissen ist wichtig für die Trainerin, um im Trainingsablauf entsprechend darauf eingehen zu können. Außerdem möchte sie erfahren, ob man Vorerkrankungen oder ähnliches hat.
Danach wird die Haltung in Augenschein genommen und Korrekturen daran vorgenommen. Nach Abschluss davon werden Grundübungen begonnen. Leichtes Wippen, das Lockern des Körpers und kleine Übungen, die auf die Details des Slow Joggings eingehen. Das, was man da lernt, kann und soll man auch zu Hause üben. Denn um seinen erlernten Laufstil zu verändern, braucht man Training und Geduld.
Wenn all das bewerkstelligt wurde, geht es immer mehr zum eigentlichen Ziel. Dunja gibt über ihr Handy den Takt vor, wie schnell die Schritte gesetzt werden sollten. Zunächst auf der Stelle, später in Bewegung. Die 180 bpm (Beats per minute) sind dabei für Anfänger*innen sehr anspruchsvoll, weshalb man häufig erst mit einer geringen Schrittzahl ins Training einsteigt. Die Schritte sind kurz, sie sollen erstmal nur eine halbe Fußlänge lang sein. Bei Geübten kann sich das verlängern.
Zum Lächeln gezwungen
Als erstmaliger Slow Jogger kommt das Niko Niko Tempo fast automatisch. Die Ungewohnheit zwingt einen dazu, lächelnd die ersten Einheiten zu absolvieren. Trotzdem merkt man schnell, welche Körperpartien beansprucht werden. Deshalb läuft man zunächst nur in Intervallen mit ausreichend Pausen. Nach dem Training ist ausgiebiges Dehnen wichtig.
Wie schnell man lernt korrekt und unbegleitet slow zu joggen, ist dabei von Typ zu Typ verschieden. Ganz grob kann man von vier Trainingseinheiten ausgehen, bis man die Technik erlernt und den Körper ausreichend trainiert hat, sagt Dunja. Wer es schließlich richtig drauf hat, kann mit dem Laufstil auch Marathon laufen. Erfinder Hiroaki Tanaka hat das einmal in 2 Stunden und 38 Minuten geschafft – da war er schon über 50 Jahre alt. Der offizielle Weltrekord liegt bei 2:01 Stunden.
Während Dunja uns in die Welt des Slow Joggings einführt, blickt man, wie zu Beginn geschrieben, ganz anders als sonst auf all die Läufer*innen am Weiher. Nicht selten könnte man denken, dass dort „Heavy Jogging“ praktiziert wird. Schwerfällig, schief, sogar gequält sehen die Bewegungsabläufe und die Mimik oft aus. Für all jene wäre der – gar nicht so junge – Trend aus Japan vermutlich eine sinnvolle Alternative.
Nun gab es schon immer Trendsportarten, die so schnell verschwanden, wie sie auftauchten. Diese Gefahr sieht Dunja Linster beim Slow Jogging nicht: „Die, die es einmal gelernt haben und im Flow sind, die bleiben mit Freude dabei. Man merkt, dass es gut tut und zusätzlich noch einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat. Für mich ist das kein Trend, vor allem weil es sich für jeden anbietet: Alt, jung, dünn, dick – ganz egal. Es ist total stimmig für Körper, Geist und Seele.“
Wer sich bei Dunja Linster informieren möchte, kann sie über [email protected] oder Tel.: 0176-54405481 erreichen oder ihre Homepage besuchen. Wir wünschen viel Spaß – inklusive Niko Niko.
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