Von Monika Pradelok
Eine Museumsführung der etwas anderen Art fand gestern, am 14. Juli, zur Sonderausstellung „Ikone – Karl Marx“ statt. Das Museum Simeonstift lud nämlich zum ersten TweetUp in Trier ein – einem neuen Format der Kulturvermittlung, das für viel originellen Gesprächsstoff in nur 140 Zeichen sorgen soll. 5vier-Mitarbeiterin Monika Pradelok hat sich das Konzept angeschaut, bei dem jeder Einzelne einen Beitrag für die Gemeinschaft beisteuert: live oder vor dem Bildschirm.
„Schalten Sie bitte Ihre Handys aus“ oder „Fotografieren verboten“ – Dem ein oder anderen Museumsbesucher werden diese Anweisungen sicherlich vertraut vorkommen.
Was die Teilnehmer jedoch erwartet, die sich diesen Sonntag um 11.30 Uhr im Foyer des Stadtmuseums versammelt haben, ist eine Führung der etwas anderen Art.
Eine Premiere um genau zu sein, denn während der Führung zur Sonderausstellung „Ikone – Karl Marx“ (5vier berichtete) bietet sich Außenstehenden ein kurioser Anblick: eine kleine heterogene Gruppe, von denen die Hälfte ihre Smartphones anstarrt und gelegentlich etwas eintippt.
„TweetUps“ sind auf Twitter organisierte Treffen, bei denen sich Interessierte auf der ganzen Welt zu einem bestimmten Thema austauschen können. Die Awesenden sollen ihre Eindrücke direkt über Twitter mitteilen – kommentieren, fotografieren und verfolgen, was der Nachbar gerade zu schreiben hat. Hierzu stehen einem wie gewohnt 140 Zeichen zur Verfügung. Unter einem gemeinsamen Hashtag, oder auch Stichwort, kommt es dann unter den „Zwitschernden“ zu Überlegungen und Diskussionen – eine besondere Dokumentation verschiedener Beobachtungen, die im digitalen Zeitalter zu einem unerlässlichen Feedback für jede Kultureinrichtung geworden sind.
Führung ohne Blickkontakt
Das Social Media-Konzept findet in Trier zum ersten Mal statt – eine Einführung, die von den beiden Museumsmitarbeiterinnen Dorothée Henschel und Kathrin Schug mit Spannung erwartet wird. „Eine Führung ohne Blickkontakt stelle ich mir schon etwas irritierend vor“, sagt Frau Henschel. „Gleichzeitig ist es aber auch irgendwie spannend.“
Sie übernimmt die Führung zu der Sonderausstellung Karl Marx, während ihre Kollegin Kathrin Schug (Öffentlichkeitsarbeit) gleichzeitig die Einträge zum Hashtag #ikonemarx verfolgt und eventuell gestellte Fragen direkt weitergibt. Denn als Referierende bekommt Frau Henschel von den Posts nichts mit. „Deshalb assistiere ich ihr ein wenig und halte sie auf dem Laufenden“, erklärt Frau Schug und twittert während der eineinhalb Stunden fleißig Kommentare, die zur interaktiven Teilnahme animieren sollen. Die Devise lautet: Feedback jeglicher Art willkommen.
Beide Frauen sind sich einig, dass sich Museen und Neue Medien nicht ausschließen müssen. Neben Facebook ist Twitter im 21. Jahrhundert zu einem alltäglichen Werkzeug der Meinungsäußerung und Selbstdarstellung geworden, das von fast jedem genutzt werde.
Museen im digitalen Zeitalter
Handelt es sich hierbei also um ein zukunftfähiges Marketingkonzept? Der Mikroblogging-Dienst „Twitter“ ist für viele Kultureinrichtungen, wie z.B. dem Deutschen Historischen Museum in Berlin, kein Neuland mehr. „TweetUps“ werden bereits seit 2011 angeboten und aktiv besucht. Sie garantieren nicht nur eine schnellere Verbreitung von Informationen, sondern auch einen regen Austausch zwischen realen und digitalen Teilnehmern. Trotz physischer Distanz entsteht ein Gefühl der Gemeinschaft, welches Fremde für eine kurze Zeitspanne zu Gleichgesinnten werden lässt.
Der gestrige Testlauf wurde positiv aufgenommen und von Leuten aus Berlin, dem Niederrhein und Trier verfolgt. Konstruktive Kritik sowie weitere Anmerkungen finden sich auf der Twitter-Seite des Stadtmuseums.
Um die gesamte Gruppe nächstes Mal jedoch miteinzubeziehen, wird von Frau Schug eine Twitter-Wall vorgeschlagen, die es Teilnehmern ohne Smartphones möglichen machen soll, die Kommentare der anderen nachzulesen.
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Die nächste Tweetup-Führung soll am 21. September zur „Trierer Museumsnacht“ stattfinden. Zu welchem Thema ist jedoch noch nicht bekannt. 5vier.de wird euch hierzu auf dem Laufenden halten.
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