Trier. Am 17. Januar ist eine Ausstellung gegen Antisemitismus in der Liebfrauenbasilika in Trier beschädigt worden. „Die Plakate der Ausstellung ‚Gemeinsam gegen Antisemitismus‘ der Initiative ‚Buntes Trier‘ lagen am Boden, einige waren gestohlen und ein Terminhinweis auf einem Aufsteller vor dem Portal auf den nächsten Vortrag unserer Reihe ‚Darüber müssen wir reden‘ war auch abgerissen“: So beschreibt Pfarrer Markus Nicolay die Situation, die der Küster der UNESCO-Welterbe-Kirche mittwochs vorfand. Der Küster sei seit dem Aufsperren der Kirche um halb zehn Uhr morgens nur eine Stunde weg gewesen, in der sich der Vorfall ereignet haben müsse, berichtet Nicolay, der Dekan des Pastoralen Raums Trier ist.

Mutwillige Beschädigung einer Ausstellung und Diebstähle in Triers Innenstadtkirchen
„Es sieht insgesamt schon nach einem recht gezielten Vorgehen aus. Denn die Wetterverhältnisse am Mittwoch waren sehr schlecht, die Menschen waren wegen des Glatteises aufgefordert, möglichst zu Hause zu bleiben. Also denke ich schon, dass die Person oder mehrere Personen diesen Tag genutzt haben, weil sie sich ungestört fühlten“, fasst er seine Vermutung zusammen.
Zu beweisen ist es nicht, aber Pastoralreferent Thomas Kupczik, Vorsitzender von Buntes Trier, hat den Verdacht, dass der Vorfall einen antisemitischen Hintergrund haben könnte. „Rechtsextreme Kreise zeigen ihren menschenverachtenden Antisemitismus immer offener in der Gesellschaft. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass die Ausstellung beschädigt wurde.“ Das erste Mal seien an der Uni Trier vier Plakate der Ausstellung entwendet worden – ausgerechnet jene, die sich mit Verschwörungstheorien auseinandersetzen.
Nicht der einzige Fall
Auch Nicolay vermutet eine solche Haltung hinter der Tat. „Wir erleben ja gesamtgesellschaftlich zunehmend antisemitische und auch antidemokratische Tendenzen. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir nicht wegschauen und dass sich die Mitte der Gesellschaft solidarisch zeigt, auch auf Demonstrationen wie der am 28. Januar in Trier“, sagt er. Er habe bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Leider bin ich da inzwischen schon fast ein alter Bekannter“, bedauert der Innenstadt-Pfarrer: Denn die mutwillige Zerstörung der Ausstellung ist nicht der einzige Fall von Vandalismus in den Innenstadtkirchen Triers: Vor rund einer Woche wurden die Opferstöcke in Sankt Antonius und in Sankt Gangolf aufgebrochen und das Opfergeld für die Kerzen entwendet. Für Nicolay besonders traurig: In Sankt Gangolf wurde der gesamte Opferstock samt Brett herausgerissen, in dem sich Spenden für die Sternsingeraktion befanden. Sowas passiere leider öfter, doch hier sei die Motivation wohl nur der Diebstahl und keine politische Haltung.
Austellung entstand in Zusammenarbeit mit Uni Trier
Die Initiative „Buntes Trier“, zu der verschiedene gesellschaftliche und kirchliche Akteure gehören, hatte die Ausstellung Mitte Dezember im so genannten „Paradies“ der Liebfrauenkirche installiert. 2022 waren die 16 Plakate bereits in zahlreichen Geschäften der Trierer Innenstadt zu sehen. Ziel der Ausstellung ist es, über die Formen und Auswirkungen von modernem Antisemitismus aufzuklären und Menschen zu sensibilisieren, sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen. Die Thematik der Plakate reicht von der Frage „Was ist Antisemitismus?“ über dessen moderne Ausprägungen bis hin zu Antisemitismuserfahrungen von Jüdinnen und Juden.
Sie wurden in Zusammenarbeit mit der Uni Trier und der jüdischen Studierenden Union der Uni Trier ausgearbeitet und gestaltet. Gefördert wurde das Projekt durch die Stadt Trier, die Verdi Jugend Trier – Saar und den Pastoralen Raum Trier.
Ausstellung zweier umstrittener Figuren in der Liebfrauenkirche
Im Moment ist sie im Rahmen einer Vortrags- und Diskussionsreihe zu zwei umstrittenen Figuren im Portal der Liebfrauenkirche ausgestellt. Wie an vielen gotischen Kirchen sind hier die Ecclesia (Kirche) als triumphierende Gestalt der Synagoge (Judentum) als gescheiterter und blinder Gestalt typisch mittelalterlich gegenübergestellt und damit das Judentum symbolisch durch das Christentum herabgewürdigt. Die Pfarrei Liebfrauen hat deshalb zu sieben Vorträgen rund um das Thema eingeladen, sodass bei der anstehenden Sanierung der Westfassade eine gute Entscheidung über den weiteren Umgang mit den Figuren getroffen werden kann.
Mehr Informationen gibt es unter: www.liebfrauen-trier.de und www.buntes-trier.org.
PM – Bischöfliche Pressestelle Trier
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