Von Niklas Stilz
Es war die wohl seit langem brisanteste Jahreshauptversammlung bei Eintracht Trier. Schon im Vorfeld riefen einige kritische Stimmen, insbesondere aus den Reihen der Ultras, nach einer Veränderung in der Vorstandsebene des Vereins. Im Endeffekt wurden Roman Gottschalk, Ernst Wilhelmi und Harry Thiele dann zwar deutlich entlastet und als Vorstand wiedergewählt – es bleibt aber zumindest ein fader Beigeschmack.
Der alte und neue Vorstand von Eintracht Trier136 stimmberechtigte Vereinsmitglieder, so viele wie lange nicht mehr, fanden sich am Dienstagabend in den Tagungsräumen des Pentahotels ein, um über die Zukunft des Vereins zu beraten und zu entscheiden. Aufgrund der angekündigten Etatkürzungen für die Regionalligamannschaft des SVE mehrten sich im Vorfeld die kritischen Stimmen in Richtung der Führungsetage des Klubs. Insbesondere die Trierer Ultras hatten beim letzten Liga-Heimspiel gegen Freiburg und zuletzt beim Rheinlandpokalfinale ihren Unmut über den Vorstand des Vereins zum Ausdruck gebracht. Dass die anwesenden Mitglieder ihre Vereinsführung am Ende dann doch erneut ins Amt wählten, darf zwar durchaus als Rückhalt verstanden werden – eine künftige Auseinandersetzung mit dem eigenen Anhang wird aber aufgrund der teils doch verhaltenen Unterstützung aus Kreisen der organisierten Fans nicht zu vermeiden sein.
Während Roman Gottschalk mit 125 Ja-Stimmen doch recht deutlich das Vertrauen ausgesprochen wurde, war der Zuspruch für Harry Thiele und Ernst Wilhelmi doch nicht ganz eindeutig. Thiele erhielt 96 Ja-Stimmen, Wilhelmi 83. Dabei hatte der Vorstandssprecher mit 42 Gegenstimmen aber auch eine klare Opposition gegen sich. Trotzdem überwog am Ende die Erleichterung über die Bestätigung des getätigten Kurswechsels. „Ich bin froh, dass die Leute hier unseren Kurs angenommen haben. Ich kann es nur noch mal betonen: Es gibt derzeit keinen anderen Weg“, freute sich Wilhelmi deshalb und rechtfertigte die Änderungen beim SVE.
Halbprofitum ja, Feierabendfußball nein
Sorgen auch Auswärts für lautstarke Unterstützung:Die Fans des SVE
Bereits in den letzten Wochen kündigten sich einige zentrale Veränderungen im zukünftigen Konzept der Moselstädter an. Am gestrigen Abend wurde die neue Philosophie dann von Aufsichtsratsmitglied Frank Natus nochmals erläutert: „Wir können jetzt aus der Not eine Tugend machen. In den vergangenen Jahren haben wir vielleicht auch zu oft auf Spieler gesetzt, die irgendwann mal in höheren Ligen erfolgreich waren. Jetzt wollen wir vorrangig Jungs aus der Region fördern, die auch eine gewisse Verbundenheit zum Verein mitbringen. Unser Ziel heißt: Unbekümmerter Vollgasfußball!“ Für die Umsetzung dieser Prämisse ist jetzt in erster Linie der neue Chefcoach Peter Rubeck, der sich gestern ebenfalls unter den Anwesenden befand.
Auf Rubeck wartet eine spannende Aufgabe, bestätigte Finanzvorstand Harry Thiele doch in seinem Jahresbericht noch einmal die zuletzt spekulierten Zahlen. Der Gesamtetat für die Regionalliga-Mannschaft sinkt von einer Million Euro im Vorjahr auf knapp 600.000 Euro. „Im letzten Jahr haben wir mit unseren Sponsoren vereinbart, dass wir es unbedingt noch mal probieren wollen, die Relegation zu erreichen. Da haben alle gegeben, was möglich war“, erklärte Thiele die Veränderungen im geplanten Haushalt und betonte: „Wir können nur das ausgeben, was wir haben!“ Gleichzeitig dankte Thiele in seiner Rede auch den vielen kleineren regionalen Sponsoren, die den SVE „seit Jahren treu unterstützen“.
Neben den Berichten, der Entlastung und der Neuwahl des Vorstands standen aber noch weitere zentrale Punkte für die Zukunft der Eintracht auf der Tagesordung. Ein Fanantrag über die Eingliederung des Vereinswappens in die Satzung des Klubs wurde deutlich angenommen, das Logo kann damit in Zukunft nur noch mit großer Zustimmung der Mitglieder auf einer Jahreshauptversammlung geändert werden. Aus Sorge vor eine externen Übernahme und damit einhergehenden Veränderung des Vereinswappens hatten zwei Anhänger den Antrag vorbereitet. Mahnende Beispiele für solche ungewollten Veränderungen gibt es genug, der Besitzer des walisischen Fußballklubs Cardiff City änderte kürzlich nicht nur das Wappen des Vereins, sondern sogar die Vereinsfarben. Die Moselstädter sind vor solchen Einflüssen in Zukunft geschützt.
Aufsichtsrat bestätigt – Appell an Vereinsmitglieder
Roman Gottschalk und Ernst Wilhelmi werden gemeinsam mit Harry Thiele auch in den kommenden beiden Jahren die Geschicke des Vereins führenNeben dem Vorstand wurde auch der Aufsichtsrat des SVE wiedergewählt. Die einzige Veränderung in dem Kontrollgremium ist das Ausscheiden des langjährigen Mitglieds Robert Bläsius, der seinen Sitz an Simone Schuler abtritt. Auch die anderen Kandidaten fanden recht deutlich die Zustimmung der anwesenden Mitglieder. Zum Schluss appellierte Alfons Jochem, Ex-Spieler und Mitglied des Aufsichtsrates, nochmals an den gesamten Verein: „Es kann in einem Verein nicht immer zu 100% Zustimmung geben. Wir müssen aber lernen aufeinander zuzugehen und Kritik konstruktiv zu gestalten. Das Motto „Eintracht macht stark“ muss mit Leben gefüllt werden.“ Bei aller Kritik und Unstimmigkeit wurde am gestrigen Abend wohl vor allem eine Sache sehr deutlich: Der Verein liegt vielen Menschen am Herzen. Oder wie es Vorstand Harry Thiele bei seinen Begrüßungsworten mit Blick in den prall gefüllten Saal anmerkte: „Eintracht Trier lebt!“
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Jahreshauptversammlung Eintracht Trier
Vorstand: Ernst Wilhelmi, Harry Thiele, Roman Gottschalk
Aufsichtsrat: Alexander Bergweiler, Klaus Jensen, Frank Natus, Michael Grasmück, Simone Schuler, Alfons Jochem, Adolf Hess, Andreas Garnier, Alexander Jelen, Dieter Friedrich
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