Von Florian Schlecht (Text), Anna Lena Grasmück (Fotos), Benjamin Judith und Holger Görgen (Videos)
Schön gespielt, wenig gewonnen: Mit einem 3:2-Sieg gegen 1899 Hoffenheim II wahrte Eintracht Trier die rechnerische Minimalchance auf einen Relegationsplatz. Die Wahrscheinlichkeit auf ein Wunder ist aber noch einmal gesunken. Elversberg gewann mit 2:1 bei Eintracht Frankfurt II und liegt zwei Spieltage vor Schluss mit sechs Punkten und dem um acht Treffer besseren Torverhältnis vor den Trierern.
„Ich habe ein tolles Match von meiner Mannschaft gesehen“, sagte Trainer Roland Seitz über einen hochverdienten Erfolg, bei dem er nur zwei Dinge bemängeln konnte. „Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht. Mehr Chancen als in der ersten Halbzeit kann man sich nicht rausspielen, da waren viele starke Aktionen dabei. Und es war unnötig, dass wir am Ende noch zittern mussten.“ Gäste-Coach Otmar Rösch stellte den Ausgang des Spiels ebenfalls nicht in Frage. „Wir haben die erste Hälfte verschlafen und uns taktisch nicht an die Vorgaben gehalten.“
Für erstes Aufsehen sorgte bereits vor dem Anpfiff ein bekannter Besucher im VIP-Zelt. Jeremy Karikari war zu Besuch, nachdem er Tage zuvor bei Nord-Regionalligist RB Leipzig suspendiert worden war. Freundlich schüttelte er die Hände von Geschäftsführer Dirk Jacobs und Vereinsanwalt Alexander Bergweiler, die sich zu ihm an den Tisch setzten. Nicht unwahrscheinlich scheint so, dass der 26-Jährige ein Kandidat an der Mosel ist. „Ich bin nur als Zuschauer da“, sagte der defensive Mittelfeldspieler zwar, schmunzelte aber vielsagend. Denn trotz eines Vertrages in Leipzig bis 2014 dürfte es dort für ihn keine Zukunft geben, nachdem es zu Ausschreitungen in einem Leipziger Nachtclub kam. In Trier war Karikari in der vergangenen Saison Leistungsträger, Trainer Roland Seitz wollte ihn unbedingt behalten, ehe die Offerte vom Brause-Giganten aus Sachsen kam. Zudem ist er mit Steven Lewerenz befreundet, der ebenso wie Karikari in Hamburg aufgewachsen ist. Einige Tage wird der Gast aus Leipzig nun im Hotel in Trier wohnen.
Dezimierte Mannschaften im Vergleich
Nach der bitteren 1:2-Niederlage in Ulm stellte Trainer Seitz seine Mannschaft auf einer Position gezwungenermaßen um. Für den verletzten Kapitän Fouad Brighache (Oberschenkelzerrung) begann Youngster Christopher Spang als rechter Außenverteidiger. In einer Kategorie lag Trier bereits vor dem Spielbeginn mit 4:3 vorne. Das war nämlich die Anzahl der Einwechselspieler auf der Bank, die die dezimierten Garden aufbieten konnten. Eine andere Zahl bereitete noch weniger Vergnügen: Nur 1.011 Zuschauern sahen das Duell gegen Hoffenheim II: Saison-Minusrekord im Moselstadion.
Die Besucher, die ein Ticket ergattert hatten, mussten den Ausflug jedoch nicht bereuen. Die Platzherren begannen schwungvoll und offensichtlich unbeeindruckt von der Pleite in Ulm, bei der noch viele Chancen vergeben wurden. Was die Auswertung vor dem gegnerischen Tor betraf, ging das Dilemma der fahrlässigen Verwertung zunächst weiter. Nach wenigen Sekunden köpfte Torge Hollmann eine Freistoßvorlage von Alon Abelski an die Latte (2.). Marco Quotschalla scheiterte nach feiner Vorarbeit von Steven Lewerenz an Gästetorwart Tim Paterok (12.).
Wenige Minuten später klingelte es dann aber im Gehäuse von Hoffenheim II. Und das per Elfmeter. Christoph Anton schickte Alon Abelski, Pelle Jensen grätschte den Regisseur ungeschickt um. Quotschalla trat an und verwandelte zum 1:0 (22.). Die jungen Kraichgauer waren harmlos, im Mittelfeld strahlte Trier Dominanz aus. Vor der Pause musste Andreas Lengsfeld dennoch hinter sich greifen, weil Hoffenheim zu viele Freiheiten vor dem Tor hatte. Zunächst scheiterte Seifedin Chabbi am Torhüter (43.), kurz darauf tunnelte Denis Thomalla ihn zum 1:1 (44.).
Quotschalla und Abelski antworten, Aliu feiert Debüt
Die Heimelf antwortete aber fix nach dem Seitenwechsel. Quotschalla schnürte den Doppelpack, als er ein Anspiel von Lewerenz geschickt abschirmte, sich drehte und zum 2:1 traf (52.). Alon Abelski erhöhte keine 60 Sekunden später nach einer Energieleistung von Kröner, der sich über die rechte Außenbahn durchgesetzt hatte. Auch wenn Seifedin Chabbi es mit seinem Anschlusstreffer erneut spannend machte (63.), geriet der Trierer Sieg nicht mehr in Gefahr. Mit Kompaktheit, schneller Rückwärtsbewegung nach Ballverlusten und gutem Verschieben war der Grundstein gelegt, um Hoffenheim keine weiteren Möglichkeiten mehr zu gewähren. U19-Spieler Albutrin Aliu feierte in der Schlussphase noch sein Regionalliga-Debüt, als er für Steven Lewerenz eingewechselt wurde.
Bereits am Samstag hat Eintracht Trier sein letztes Heimspiel in der laufenden Saison. Dann empfängt der Regionalligist den 1. FC Eschborn um 14 Uhr.
Die Videos zum Spiel
Zusammenfassung
Stimmen
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Statistik
Eintracht Trier – 1899 Hoffenheim II 3:2 (1:1)
Trier: Lengsfeld (3) – Spang (4), Dingels (3,5), Hollmann (3,5), Zittlau (3) – Kröner (1,5) – Lewerenz (2, 89. A. Aliu), Abelski (2, 83. di Gregorio), Kuduzovic (3,5), Anton (3,5, 67. Yesilyurt) – Quotschalla (2).
Hoffenheim: Paterok – Yildirim, Jensen, Ruck, Koblenz – Herdling, Diebold – Thomalla, Karaman (67. Fesser), Schön (46. Sonderegger) – Chabbi.
Schiedsrichter: Kai Vonderschmidt (Mühlheim)
Tore: 1:0 Quotschalla (22., Foulelfmeter), 1:1 Thomalla (44.), 2:1 Quotschalla (52.), 3:1 Abelski (53.), 3:2 Chabbi (63.).
Zuschauer: 1.011.
Spieler des Spiels: Steven Kröner. Der defensive Mittelfeldspieler präsentiert sich seit Wochen in bestechender Form, strahlt Dominanz in der Balleroberung und Kreativität im Aufbauspiel aus. Mit seiner Physis und unbändigem Einsatz ist Kröner im Zentrum derzeit kaum zu überwinden.
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