Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Singen mit den „Leiendecker Bloas“, Understatement beim Saisonziel: Die Fußballer von Eintracht Trier halten sich mit Kampfansagen noch bedeckt. Für Markus Köbler begann mit der Mannschaftsvorstellung die Aufgabe als neuer Stadionsprecher.
Helmut Leiendecker gab den Ton an, Andreas Lengsfeld hielt die Gitarre mit einem breiten Dieter-Bohlen-Grinsen in den Händen, die Mannschaft sang lautstark mit. Beim Stadionfest von Eintracht Trier standen die Spieler des Fußball-Regionalligisten auf der Bühne mit der „Leiendecker Bloas“. „Eintracht Trier, diesjoahr steis de obb“, klang es mehr oder weniger textsicher aus den Kehlen von Alon Abelski, Torge Hollmann und Co. Bei der Teamvorstellung in den Minuten zuvor blieb die große Kampfansage für die anstehende Saison jedoch aus. Das Umfeld träumt von großen Taten, zumal der Etat nach einer Aufstockung der Sponsorengelder unverändert bleibt und das Gerüst des Kaders in Trier geblieben ist. Doch die großen Töne schmetterten die Spieler in den Interviews mit dem neuen Stadionsprecher Markus Köbler nicht.
Kein Wunder. Das vorangegangene 2:3 gegen Bayer Leverkusen II zeigte einige Mängel auf. Und auch aus Teamkreisen wird der Wunsch nach Neuzugängen lauter, da das Rumpfaufgebot gerade an seine Grenzen geht. Drei Verstärkungen sollen mindestens noch kommen. Ein Flügelspieler, ein Torjäger und ein Allrounder für das defensive Zentrum. Laut Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi werden derzeit Gespräche mit Kandidaten geführt. Er gab sich zuversichtlich, in den kommenden Tagen Vollzug melden zu können. Zu den Spielern, mit denen weiter gesprochen wird, gehört auch Timo Kern (zuvor Karlsruher SC), der sich im Testspiel bei der SG Wittlich in den Vordergrund gespielt hatte (5vier berichtete). Zum Trainingslager, das die Mannschaft bis Donnerstag in Eisenach absolviert, stößt immerhin Christoph Anton nach einem FSJ-Lehrgang wieder zum Team.
[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=NRfNszAK4s0′]
Ebenso tritt Thomas Konrad die Reise nach Thüringen mit an. Der Innenverteidiger befindet sich mittlerweile wieder im leichten Lauftraining nach einem Sprunggelenksbruch. „Ganz abgeklungen sind die Schmerzen aber noch nicht“, betonte der Verteidiger, der auf der Bühne erklären durfte, wie er zu dem klangvollen Spitznamen „Der Metzger“ kommt. „Ich habe in Karlsruhe im Training mal bei einem Foul einem Mitspieler unglücklich den Fuß gebrochen. Danach hat mich der Trainer nur noch ‚Metzger‘ genannt.“
Einen großen Anteil hatte der 23-Jährige dagegen an der Verpflichtung von Matthias Cuntz, wie der Neuzugang erklärte. „Tommy hat mir häufig erzählt, wie schön es in Trier ist und dass der Verein professionell aufgestellt ist.“ Das größte Problem des Mittelfeldspielers in seinen ersten Tagen an der Mosel. „Ich suche noch eine neue Wohnung. Derzeit pendle ich ständig zwischen Trainingsplatz und Hotel.“ Eine WG mit Konrad, den er aus gemeinsamen Karlsruher Zeiten kennt, schließt er nicht aus.
Was das Saisonziel betrifft, gab sich auch Fouad Brighache bedeckt. Immerhin versprühte er verhaltenen Optimismus. „Wir haben Spieler gehalten, die von Grund auf einen guten Charakter haben. Für mich ist es ein Highlight, Kapitän dieser Mannschaft zu sein.“ Alon Abelski bekannte, „so weit wie möglich“ oben mitspielen zu wollen. „Wir haben das Team weitgehend zusammengehalten. Mein persönliches Ziel ist es, noch torgefährlicher zu werden.“
„Für den Identifikationsfaktor ist das ganz wichtig“
Andreas Lengsfeld zeigte sich traurig, dass Sascha Purket nach Elversberg gewechselt ist. Auch wenn der ihm beim Warmschießen im Derby in Koblenz eine Fingerverletzung bescherte. „Vor dem Hintergrund ist es vielleicht gut, dass er nicht mehr da ist“, flachste „Lengsi“. „Aber natürlich habe ich mit ihm einen guten Torwarttrainer verloren.“ Den größten Applaus von den Fans erhielt Urgestein Michael Dingels, der seit 2005 bei der Regionalliga-Mannschaft unter Vertrag steht. Markus Köbler hat schon ausgerechnet, dass der Verteidiger in diesem Jahr auf 200 Pflichtspiele für die erste Garnitur der Eintracht kommen kann, wenn es nur nach Einsätzen in der Liga und dem DFB-Pokal geht. „183 sind es bislang“, sagte er.
Für den 32-Jährigen war die Moderation zugleich der Start in seine neue Tätigkeit als Stadionsprecher, nachdem sein Bruder Martin das Amt aus beruflichen Gründen aufgegeben hat. Die Fragerunde meisterte „Köbi“ bereits ganz cool – wie ein alter Hase. „Ich habe kein Lampenfieber gespürt. Allerdings musste ich schon einmal schlucken, als ich vor dem Spiel gegen Leverkusen im Innenraum stand.“ Das ist nämlich zukünftig sein Wohnzimmer vor den Heimspielen in der Liga. Den Auftakt bildet auch für ihn die Begegnung gegen Hessen Kassel. Und Köbler strahlte schon Zuversicht aus mit Blick auf die neue Saison, auch wenn er das Understatement der Spieler verstehen konnte. „Es ist positiv, dass wir das Grundgerüst halten konnten und es nicht die große Rotation der letzten Jahre gibt. Das ist als Identifikationsfaktor ganz wichtig.“
Kommentar verfassen