Die Saison kann kommen: Trier gewinnt das letzte Testspiel gegen Antwerpen mit 72:65 und darf sich bei Last-Minute-Verpflichtung Jermaine Bucknor bedanken, der seinen Jetlag irgendwo zwischen Kanada und Deutschland im Flieger vergessen hat.
Szenen aus der zweiten Halbzeit: Andi Seiferth verwandelt seinen Hakenwurf sicher, führt die Scorerliste mit 13 Punkten an. Nate Linhart drischt den Ball aus der Trierer Zone, unterbindet einen Fastbreak der Gäste, bringt sein Team dazu gleich in Ballbesitz. Neuzugang Jermaine Bucknor – früher schon für Frankfurt und Würtburg aktiv – spielt nach gerade mal einer Trainingseinheit im TBB-Dress wie entfesselt, trifft am Fließband und zeigt mit Rebounds und Steals weitere Facetten in seinem Repertoire. Scheinbar überlegen beendet Trier die zweite Halbzeit mit einem Sieg gegen den belgischen Club Antwerp Giants. War da was? Allerdings – 25 lange Minuten, in denen recht wenig zusammenlief.
Haarsträubend ins dritte Viertel
Dabei begann eigentlich alles sehr hoffnungsvoll: Brian Harper stopfte den verdutzten Belgiern zum Auftakt gleich den Ball in die Reuse, Jarrett Howell rannte den Fastbreak im Duett mit Nate Linhart. Exakt die Art von Tempobasketball, die man von der neuen TBB erwarten kann. Rückkehrer Barry Stewart lief heiß und zeigte, dass sein Sprungwurf aus dem Lauf jedem Vergleich stand hält. Dann aber wurde klar, dass die jungen Wilden noch immer mit diversen Abstimmungsproblemen zu kämpfen haben. Vor allem offensiv gingen etliche Pässe ins Leere oder in Gegnerhände; dabei konnte man sich lange bei den Giants bedanken, die eine „Fahrkarte“ nach der anderen schossen.
„Ich hatte nur ein reguläres Training und einen Shootaround, aber die Jungs haben mir auf dem Platz viel geholfen und Tipps gegeben.“ – Jermaine Bucknor im TBB-Fan-Talk
Im Verlauf des zweiten Viertels änderte sich das, die Belgier trafen und standen defensiv gut, zwangen Trier teils zu Notwürfen. Auch der Mangel an Offensivrebounds und zweiten Chancen machte sich negativ bemerkbar, so ging Antwerpen trotz schlechterer Quote mit einer 28:33-Führung in die Halbzeitpause. Danach drohte der Abgesang, die Gäste lagen mit bis zu 15 Punkten in Front, bis Nate Linhart mit einem Unterhand-Korbleger die Aufholjagd offiziell eröffnete.
Aufholjagd im Kollektiv
Vor allem Jermaine Bucknor, auf dem Parkett bis dato eher schüchtern, schüttelte die Müdigkeit der vortäglichen Anreise ab und traf seine ersten Punkte im TBB-Trikot. Der Anfang vom Ende für Antwerpen, die den als Ersatz für Dragan Dojcin nachverpflichteten Kanadier überhaupt nicht in den Griff bekamen. Hilfe gab’s von Andi Seiferth (13 Punkte), Barry Stewart (14) und Nate Linhart (8 Punkte, 2 Steals) und dem Schiedsrichtergespann, das einige seltsame Entscheidungen der ersten Halbzeit mit korrekten Foulpfiffen gegen Antwerpen korrigierte. Die Gäste, möglicherweise konditionell am Limit, verloren erst die defensive Zuordnung und dann die Führung. Trier brachte den Sieg schließlich in trockene Tücher. Beim ersten BBL-Spiel in Tübingen (Mittwoch, 3.10. um 17 Uhr) wird sich endgültig zeigen, wie wettbewerbsfähig das Team ist, wenn es auch um Zählbares geht. Unklar bleibt weiterhin, wie lange Dragan Dojcin ausfallen wird. Der Routinier laboriert seit Wochen an einer Achillessehnenverletzung und wird den Saisonbeginn definitiv verpassen.
Aufreger des Abends: Bastian Doreth setzt Gegenspieler Bryan Hopkins per Dribbling auf den Hosenboden, der revanchiert sich umgehend; Doreth geht zu Boden. Die Unparteiischen entscheiden auf Schauspielerei. Henrik Rödl bringt sein mangelndes Einverständnis zum Ausdruck.
Spieler des Abends: Jermaine Bucknor. Der kanadische Schnellimport brauchte eine Halbzeit, um auf Touren zu kommen. Dann fehlte dem Gegner ein probates Gegenmittel gegen die 2-Meter-Walze. Bucknor im TBB-Fan-Talk: „Ich hatte nur ein reguläres Training und einen Shootaround, aber die Jungs haben mir auf dem Platz viel geholfen und Tipps gegeben.“ Das scheint geklappt zu haben.
Erkenntnisse des Abends: #1: Wird die Mannschaft in statischen Systembasketball gezwungen, tut sie sich schwer; hat aber den langen Atem, um hohe Rückstande zu egalisieren. #2: Barry is back.
Statistik
TBB Trier: Stewart (14), Bucknor (13), Seiferth (13), Harper (9), Linhart (8), Howell (6), Saibou (4), Mönninghoff (3), Doreth (2).
Antwerp Giants: Hopkins (20), Love (8), De Zeeuw (8), Thondique (6), Mwema (6), Biggs (6), Moors (4), Donkor (4), Driesen (3).
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