Ich bin weg. Flucht ins Exil. Narreteifreie Zone – Festung der Einsamkeit. Mein ganz persönlicher temporärer Karnevalsumzug raus aus dem Wahnsinn. Eskapismus steht mal wieder auf dem Plan, und ich fass mich kurz, denn der Akku geht zur Neige und das Netzteil liegt zu Hause.
Grinch
Es gibt eigentlich nicht viel schlimmen, was ich noch nicht über den Karneval gesagt und geschrieben hab. Ich spare mir da jetzt Wiederholungen – sagen wir einfach, ich bin ein Karnevalsgrinch. Bisher nicht eines besseren belehrt, und ich denke, ich verpasse nix Grossartiges.
Gönner
Ich gönne es Ihnen dennoch von Herzen, verstehen Sie mich nicht falsch – ich verstehe es nur nicht. Wie gerne würde ich diesen beseelten, lustigen Geisteszustand zwischen zynismusfreier Toleranz und friedlicher Ausgelassenheit im Hier und Jetzt permanent erhalten – leider gehöre ich zu den Menschen, die sich dafür ziemlich betrinken müssen. Und der Grat ist schmal – ein Schluck zu viel, und man hat sich zu sehr zugerichtet. Ohne Alkohol geht das für mich nicht. Mich würde mal interessieren, wie wichtig Ihnen der Alkohol dabei ist, und ob Sie denken, dass ein nüchterner Karneval funktionieren würde.
Lustschutzbunker
Naja, bevor ich mich jetzt hier auf´s moralische hohe Ross setze: Ich trink schon gern mal was – und das ist auch gut so. Ich kann halt auch trinken, ohne fröhlich zu sein. Quasi der Anti-Jeck. Hier in meinem Exil harre ich aus, bis der Sturm der Kamellengeschütze vorbei ist, ganz wie in einem Luftschutzbunker. Vielleicht ist das hier ein Lustschutzbunker.
Das Punker-Hemd
Eine schöne Erinnerung an die karnevalistische Kindheit kommt dennoch hoch. Vielleicht erinnert sich der/die Eine oder Andere von Ihnen noch an das Punkerhemd. Als man als Kind noch die geballte Rebellion dadurch ausleben könnte, sich ein altes weißes Hemd vom Vater zu schnappen, um es danach mit Edding , Sprühfarbe etc. mit aufrührerischen Worten, wie „geil“ zu verzieren. Man war frei für einen Tag, man war wild, man war nur nicht wirklich Punk. Es war eher ein Punkerblackfacing – also quasi kulturelle Aneignung in einer Meta Ebene. Dazu die Haare mit Zuckerwasser oder Gel zu ner Art Hahnenkamm , der genau 10 Sekunden hielt, gekämmt. Punker waren für uns damals so was wie Cowboys, Indigene oder Ritter: Man hinterfragte nicht, warum sie sind, wie sie sind, sie waren einfach so. Erinnert mich ein wenig an ein Gespräch mit meinem Nachwuchs, als dieser im Grundschulalter ein großes Interesse am 2.Weltkrieg entwickelte, weil er dachte, Hitler war wie Darth Vader.
Ich drifte ab. Feiern Sie schön , was auch immer Sie gerade feiern – ich mach mal Mittagschläfchen.
Ihr Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentieren Sie was das Senfglas hergibt! Mehr Senf von mir gibt es hier !
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Jöhännes www.johanneschier.de
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