Sven König ist einer der wenigen Neuzugänge bei der Trierer Eintracht. Mit seinen 25 Jahren war er schon an vielen Orten aktiv, unter anderem an US-amerikanischen Colleges. Wie ihn das geprägt hat, wie die Integration in der Mannschaft funktioniert und was er von dem großen Konkurrenzkampf hält, hat er 5vier.de erzählt.
5vier.de: Hallo Sven. Wir treffen uns nach der bitteren Pleite gegen den FSV Salmrohr. Hast du das Ende der Heimserie (29 Spiele ungeschlagen, Anm. d. R.) schon verarbeiten können?
Sven König: Das war wirklich schmerzhaft. Wir durften dieses Spiel eigentlich niemals verlieren, auch in Unterzahl nicht. Ich selbst ärgere mich auch sehr, weil ich mehrere große Chancen hatte und hätte treffen müssen. Dass die Serie dann noch gegen den Tabellenletzten in einem Derby reißt, ist echt bitter. Jetzt gilt es aus dem Spiel zu lernen und eine neue Serie am nächsten Wochenende gegen Koblenz zu starten.
Bislang läuft eure Saison trotz der Derby-Niederlage zur vollsten Zufriedenheit. Wo soll es hingehen?
Für uns als Team ist die Regionalliga das Ziel. Dafür geben wir alles. Die Qualität des Kaders ist zu gut für die Oberliga. Und es sieht ja auch gut aus, wenn man das letzte Spiel außen vor lässt. Die Saison ist noch lang und am Ende werden wir oben stehen.
Vom Ruhrgebiet nach Hawaii
Kommen wir zunächst noch zu deinem persönlichen Werdegang. In der Jugend stehen da schon Vereine, wie Borussia Dortmund, VfL Bochum und Arminia Bielefeld. Wie war der Besuch der verschiedenen Vereine leistbar? Auch familiär gesehen?
Ich bin schon seit jüngstem Alter fußballerisch aktiv. Und da meine Familie sportbegeistert ist, haben sie mich da immer unterstützt. Meine Eltern waren selbst im Leistungssport als Leichtathleten aktiv und mein Bruder spielt Handball in der 3. Liga. Wir kommen aus Schwerte, was recht zentral im Ruhrgebiet liegt. Da haben mich meine Eltern und Großeltern dann häufig zu den Vereinen gefahren. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen. Und durch Probetrainings und so weiter haben wir von Jahr zu Jahr geguckt, wo es am besten weitergehen kann.
Irgendwann wurdest du dann volljährig und somit unabhängiger. Das Ruhrgebiet war dann Geschichte und du wechselste in die USA. Ein ungewöhnlicher Schritt für einen Fußballer.
Bei den Sportfreunden Siegen habe ich erste Erfahrungen im Seniorenfußball gemacht und habe währenddessen das Abitur gemacht. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich die nächsten fünf Jahre machen möchte. Ich wurde dann von einer Agentur angeschrieben, die nach Spielern sucht, die sich für ein Stipendium interessieren könnten. Das war bei mir der Fall. Nur Fußball war mir zu wenig, aber weiterspielen wollte ich auf jeden Fall. So hat dann das College-System in den USA mit der Kombination Sport und Universität perfekt gepasst. Im Nachhinein war es die beste Entscheidung dorthin zu gehen. Ich habe viel erlebt, viel gelernt und bin sehr gereift.
Sven König hat schon viele Stationen hinter sich
Du bist während deiner College-Zeit aber auch danach immer wieder gewechselt und warst nie lange an einem Standort. Bist du ein Typ, der Veränderung braucht oder hat es einfach noch nie so richtig gepasst?
Das war nichts Bewusstes, das hat sich so ergeben. In der Zeit in Amerika wollte ich an einem renommierteren College mich sowohl akademisch als auch fußballerisch weiterentwickeln. Die Zeit bei Rot-Weiß Koblenz war natürlich nicht von Erfolg gekrönt. Wäre der Saisonabbruch nicht gekommen, wären wir wohl abgestiegen. Da hatte der Verein Glück. Der Verein wollte meinen Vertrag verlängern, aber aufgrund der sportlichen Situation in dieser Saison wollte ich mich verändern. Dann kam die Corona-Pause. Mein Ziel ist es nicht, den Verein immer sofort zu wechseln. Es war den Umständen geschuldet.
Nun bist du zu dieser Saison bei der Eintracht gelandet. Wie kam es dazu?
Es gab zwei Testspiele zwischen Trier und Koblenz, als ich noch dort gespielt habe. Da habe ich mich gut präsentiert, sodass es da schon vor ein, zwei Jahren einen Austausch gab. Wir sind in Kontakt geblieben und nach einem Jahr hat es sich dann ergeben, hierhin zu wechseln.
Stand jetzt hat sich das eindeutig gelohnt. Du bist erfolgreichster Torschütze und bester Scorer. In den Statistiken in den Jahren zuvor findet man kaum Tore. Hast du dich weiterentwickelt oder warst du schon immer torgefährlich?
Es kommt auf die Zeitspannen an, auf die man blickt. In der Jugend und in den USA habe ich schon viele Tore geschossen und vorbereitet. In Koblenz bin ich da nicht in Erscheinung getreten, was wie gesagt unter anderem auch am fehlenden Teamerfolg lag. Wir haben fast jedes Spiel verloren. Als Offensivspieler ist es natürlich deutlich leichter in einer Mannschaft wie Trier zu spielen. Hier sind wir eigentlich immer die bessere Mannschaft, das macht es als Offensivspieler leichter.
Gute Aufnahmebedingungen für Sven König
Nun bist du einer der sehr wenigen Neuzugänge. Ist es von Vorteil in eine gewachsene Mannschaft zu kommen oder macht es das schwerer, auf ein gewisses Standing zu kommen?
Es ist auf jeden Fall ein Vorteil in eine Mannschaft zu kommen, die funktioniert und bereits Erfolg hatte. Auch die lange Vorbereitung über acht Wochen hat mir geholfen, hier in Tritt zu kommen.
Das ist auf dem Platz. Wie ist es außerhalb? Die Spieler kennen sich teilweise seit Jahren, sogar seit der Jugend. Kommt man da gut rein?
Glücklicherweise hatte ich bislang in jedem Verein die Erfahrungen gemacht, schnell zurecht zu kommen. Auch da war es gut, dass ich schon zu Beginn der Vorbereitung zur Eintracht gestoßen bin. Ich wurde super aufgenommen. Wir haben viel gute Typen, die sehr umgänglich sind.
Torhunger vs. Ego
Ich frage auch deshalb, weil immer wieder zu sehen ist, dass ihr bei all eurem offensivem Feuer häufig selber den Abschluss sucht, anstatt den Mitspieler zu bedienen. Was zumindest in solchen Situationen beim Kollegen keine Jubelstürme auslöst. Hart gefragt: Spielt ihr zu egoistisch?
Ich würde behaupten, dass es bei uns niemanden gibt, der dem anderen das Tor nicht gönnt. Die Situationen zeigen eher, dass man Situationen besser zu Ende spielen und die Übersicht behalten muss. Wir haben sehr viel individuelle Qualität, wodurch wir eine Menge Gefahr ausstrahlen. Wir als Mannschaft, und auch ich persönlich, haben natürlich das Ziel, diese gefährlichen Situationen noch besser auszuspielen und unsere individuelle Qualität in noch mehr Tore umzumünzen.
Das ist natürlich leicht gesagt, wenn man so erfolgreich ist wie ihr derzeit. Aber Erfolg ist keine Selbstverständlichkeit. Sollte der mal ausbleiben, kann sich die Atmosphäre auch ändern. Ist es da gut, dass es so einen großen Konkurrenzkampf im offensiven Mittelfeld und Sturm gibt? Oder könnte es ein Problem für die Teamchemie werden?
Das glaube ich gar nicht, so wie ich die Mannschaft erlebe. Wir sind eine homogene Truppe. Konkurrenzkampf ist immer gut, so funktioniert Fußball. Gerade in dieser intensiven Saison mit den vielen Spielen und dem hohen körperlichen Verschleiß wird jeder Spieler gebraucht. Und Leistung liest sich nicht nur an Toren und Vorlagen ab.
Sven, wir danken dir für das Gespräch und wünschen viel Erfolg gegen TuS Koblenz.
Wer Sven König und Eintracht-Trier beim Klassiker gegen die TuS anfeuern möchte, kann vorher online Tickets erwerben.
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