Von Alexander Heinen und Florian Schlecht
Das Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München elektrisiert die Massen. 5vier befragte Experten aus der Fußball-Region, wie das Spiel ausgeht, wem sie die Daumen drücken – und wie sie das Highlight des Jahres verfolgen.
Christian Mergens ist Trainer mit Leidenschaft. Wenn sein SV Leiwen am Samstag in der Fußball-Bezirksliga bei der SG Ralingen antritt, wird der 47-Jährige aber ausnahmsweise nicht an der Seitenlinie stehen. Er sattelt mit der Fähre über nach London, weil er Tickets für das Champions-League-Endspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München erhalten hat. „Ich habe mit dem Vorstand gesprochen. Und sie hätten sich genauso entschieden wie ich“, freut sich Mergens, das ihm der aufregende Besuch im Wembley-Stadion genehmigt wurde. Allerdings tritt der Lehrer die Reise mit einer gehörigen Portion an Aufregung an. „Ich bin seit 1994 Bayern-Mitglied. Da ist es doch logisch, wem ich die Daumen drücke“, lacht er. Sein Tipp fällt optimistisch aus. „Ich sage, dass der FC Bayern mit 3:0 gewinnt. Ihre letzten Spiele, die ich im Fernsehen verfolgt habe, waren sehr stark. Aber vielleicht ist bei mir auch der Wunsch der Vater des Gedanken“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Christoph Anton würde bei dem Ergebnis heftig protestieren. Der Mittelfeldspieler von Eintracht Trier war schon als Kind ein echter Fan von Borussia Dortmund. Den 4:1-Sieg im Halbfinal-Hinspiel sah sich der 21-Jährige live im Stadion an. „Ich tippe auf ein 2:1 für Dortmund nach 90 Minuten“, sagt Anton, der dem Meister aus München die Favoritenrolle zuschustert, aber gerade im verletzungsbedingten Ausfall von Mario Götze keinen Nachteil sieht. „Im DFB-Pokalfinale im letzten Jahr haben wir die Bayern auch schön mit 5:2 weggeputzt, obwohl Götze damals leider schon gefehlt hat. Dann spielen auf der linken Seite halt Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer zusammen. Das wird Arjen Robben gar nicht schmecken.“
Eric Schröder, Trainer von Mosella Schweich, sieht in dem Fehlen von Megatalent Götze hingegen eine kritische Schlüsselpersonalie, weil Dortmund das kreative Element fehle. „Bayern wurde mit einem Riesen-Vorsprung Deutscher Meister. Zudem haben sie zwei Finals hintereinander verloren, das wird eine Extramotivation sein.“ Auch wenn Schröder einschränkt: „In einem Match ist alles machbar.“
Stress, um das Finale sehen zu können
Allerdings stehen die Fußballer aus der Region am Samstag zunächst vor der Hürde, es rechtzeitig vor den Fernseher schaffen zu müssen. Trier will unmittelbar nach dem Abpfiff in Pfullendorf die knapp 430 Kilometer zurück düsen. „Wir fahren mit zwei kleinen Bullys los, wollen uns nach dem Spiel schnell beeilen und dann mit Vollgas über die Autobahn nach Hause“, grinst Anton. Probleme gibt es auch in der Rheinlandliga und Bezirksliga, wo die Spiele erst um 17.30 Uhr angepfiffen werden. „Unser Spiel ließ sich leider nicht verschieben, da Neitersen und Malberg noch gegen den Abstieg kämpfen. Trotzdem habe ich kein Verständnis für die Spieltermine, das hätte man besser lösen können. Wahrscheinlich werden wir die erste Halbzeit nicht sehen können, das ist sehr bitter“, befindet Schröder. Peter Schuh von der SG Irsch plant bereits minutiös den Heimweg vom Saisonabschluss beim SV Mehring II. „Schnell duschen, um 19.45 Uhr geht es los, eine dreiviertel Stunde müssen wir rechnen.“
Seine Spieler wollen sich das große Finale dann in einem Gasthof in Irsch anschauen. „Ich schließe mich je nach Laune an“, lächelt Schuh, der TV-Spiele lieber im heimischen Wohnzimmer guckt. „Ich sehe mir die 90 Minuten halt wie ein Trainer an und analysiere gerne das Geschehen.“
Das unterstreicht auch Patrick Zöllner vom FSV Tarforst, der sich als „Couch-Gucker“ outet. „Dann bekommt man mehr vom Spiel mit, als wenn man in Gesellschaft schaut.“ In der Vereinskneipe „Dolce Vita“ wird zum Public Viewing mit Großleinwand geladen, Zöllners Truppe wird sich eher dort einfinden. „Ich weiß, dass in der Mannschaft einige für den BVB sind. Michael Fuchs und ich halten sonst Borussia Mönchengladbach bei, nur sind die leider nicht dabei. Da Bayern aber eine sehr souveräne Saison gespielt hat, tippe ich auf München. Jupp Heynckes hat es sich als Abschied verdient.“
Peter Schuh sieht den Ausgang dagegen diplomatisch und empfindet das deutsche Finale als großes Ereignis. „Internationale Spitzentrainer schauen mit Bewunderung nach Deutschland. Hier haben die Mannschaften nicht nur die höchste Laufleistung, sondern kicken mittlerweile auch richtig gut.“ Einen „Mini-Anteil“, so schmunzelt Schuh, habe auch er dazu beigetragen. Als nach dem frühen Aus bei der Europameisterschaft 2000 die Talentförderprogramme beim DFB aufgelegt wurden, „war ich einer der ersten Trainer, die dabei mitgearbeitet haben. Und die vielen Nationalspieler sind genau durch diese Stützpunkte in ganz Deutschland gegangen.“
Ganz locker sieht übrigens Rudi Thömmes den Ausgang. „Ich freue mich einfach auf ein schönes Fußballspiel“, sagt der Co-Trainer von Eintracht Trier. Wobei der Schalke-Fan doch eine überraschende Vorliebe für das Endspiel hat. „Ich darf es eigentlich gar nicht sagen: Aber mir wäre es etwas lieber, wenn Dortmund gewinnt. Bei den Bayern sind mir alle wieder zu selbstsicher.“
Auch in Trier bereitet man sich ansonsten auf das Champions-League-Finale in Wembley vor. Einen weiteren Bericht findet ihr hier.
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