Die Trierer Ultragruppe INSANE ULTRA und ihre „Subgruppen“ haben sich relativ früh mit der schwierigen Situation der Corona-Krise auseinandergesetzt und an als Solidaraktion Banner an verschiedenen Standorten aufgehangen, die die Dankbarkeit für medizinisches und Versorgungspersonal äußern. Das wurde sogar von den großen Zeitungen augegriffen. Dazu haben wir uns mit Lukas Keuser vom Fanprojekt Trier unterhalten.

Hallo Lukas. Sowohl in der ZEIT (speziell auch über die Ultra-Solidaraktion in Trier) als auch in der FAZ (im Allgemeinen über verschiedene Aktionen) gab es Artikel darüber, wie Fanszenen in Deutschland und Europa sich während der Corona-Krise verhalten. Welche Fanaktionen haben in Trierstattgefunden bzw. welche Fangruppen haben sich beteiligt?
Verschiedene Gruppen aus der aktiven Fanszene um Insane Ultra haben Spruchbänder sowohl in der Stadt Trier, als auch im Umland aufgehangen. Darauf wird unterschiedlichen Berufsgruppen, die bedingt durch die Corona Krise derzeit unheimlich viel leisten gedankt, aber auch die Forderung nach angemessener Bezahlung gestellt. Außerdem wurde sich mit Spruchbändern für den freien Kunst- und Kulturbetrieb, stellvertretend auch für andere Einrichtungen, mit der Villa Wuller und dem Exhaus solidarisiert, da auch diese Bereiche von der Krise betroffen sind.
Darüber hinaus haben wir vom Exhaus aus eine solidarische Nachbarschaftshilfe unter dem Namen „Exhaus hilft“ für Trier Nord ins Leben gerufen. Wer Hilfe zum Beispiel beim Einkauf oder Gassi gehen benötigt kann sich gerne an uns wenden. Auch hier wurde sofort Unterstützung von Insane Ultra zugesichert.
Gibt es weitere Planungen in diese Richtung?
Wir haben beim Roten Kreuz angefragt mit der Intention einen Blutspendetag in der ehemaligen Geschwister Scholl Schule zu organisieren. Derzeit gibt es einen hohen Bedarf an Blutkonserven, allerdings sind die Kapazitäten des DRK nachvollziehbarerweise aktuell auch sehr ausgelastet, sodass momentan keine externen Blutspendetermine stattfinden können. Dies wird aber eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.
Die Ultra-Solidaraktion ist mehr als nur Symbolik
Eine Anfrage bei der Trierer Tafel hat ergeben, dass dort aufgrund des Infektionsschutzes derzeit keine Lebensmittel ausgegeben werden. Stattdessen versendet die Tafel Einkaufsgutscheine an bedürftige Menschen und ist hierbei auf Spenden angewiesen. Aus der Fanszene wurde nun ein T-Shirt entworfen dessen Einnahmen der Tafel zu Gute kommen sollen.
Warum zeigen sich viele (Ultra-)Fangruppen mit bestimmten Berufsgruppen solidarisch?
Meiner Ansicht nach besitzen Fußballfans, und Ultras im Besonderen, ein großes Feingefühl für gesellschaftliche Entwicklungen. Solidarität ist für sie keine leere Worthülse, sondern wird im Alltag gelebt und das nicht erst seit der Corona Pandemie. Die Trierer Fanszene sammelt beispielsweise regelmäßig Spenden für karitative Aktionen, beteiligte sich aktiv rund um das Weihnachtssingen im Moselstadion und stand von Anfang an dem Exhaus zur Seite, als dies in finanzielle Schieflage geriet. Nun haben sie erkannt, wie viel unterschiedlichste Berufsgruppen bei häufig schlechter Bezahlung leisten um unser Gesundheits- und Versorgungssystem aufrecht zu erhalten. Leider wird über diese Dinge kaum berichtet und reißerische Schlagzeilen über vermeintliche Gewaltaktionen und Pyrotechnik dominieren den medialen Diskurs über Ultras. Dies mag aber auch damit zusammenhängen, dass solidarisches Handeln für Ultras eine Selbstverständlichkeit darstellt und nicht an die große Glocke gehangen wird.
Banner haben zu kämpfen
Einige Banner mussten schon unter dem teils stürmischen Wetter leiden. Manche Banner, z. B. am Moselstadion, hängen überhaupt nicht mehr. Wisst ihr warum? Wurden sie entfernt?
Dazu liegen uns keine Informationen vor.

Wie plant das Fanprojekt eine möglicherweise monatelange fußballfreie Zeit?
Natürlich stellt diese Zwangspause vom Fußball auch uns vor neue Herausforderungen. Um den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums nachzukommen stehen unsere Räumlichkeiten derzeit nur für persönliche Einzelfallberatungsgespräche auf Anfrage zur Verfügung. Wir arbeiten nun weitestgehend vom Home-Office aus. Der Dialog mit der Fanszene, wenn auch weitestgehend via Smartphone, ist dabei von besonderer Bedeutung für uns. Grade jetzt erachten wir es als besonders wichtig für die Fanszene mit einem offenen Ohr da zu sein und Unterstützung anzubieten wo dies nur geht. Sei es bei Menschen die von Kurzarbeit oder Kündigung betroffen sind, die derzeit eine enorm hohe Arbeitsbelastung verspüren, aber auch bei jeglichen anderen Problemen.
Das Fanprojekt bleibt aktiv
Dabei gewinnen die sozialen Medien aktuell immer mehr an Bedeutung und wir posten regelmäßig unterschiedlichste Inhalte über Facebook und Instagram, die wir für die Fanszene als relevant erachten. Zudem sondieren und erproben wir weitere Formen der digitalen Jugendarbeit. Nach wie vor läuft auch unser Projekt der Fußballfibel. Hier sind auch neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter gerne gesehen um Texte beizusteuern. Darüber hinaus stehen wir selbstverständlich auch zur Verfügung, wenn Unterstützung der Aktion „Exhaus hilft“ angefragt wird. Um in Zeiten von Social Distancing und Quarantäne gegen die Langweile anzukämpfen, stellen wir die Inhalte unserer gesamten Fanbibliothek zur kontaktlosen Fernleihe zur Verfügung.
Ansonsten erarbeiten wir im Hintergrund bereits Projekte und Veranstaltungen für die Zeit nach Corona, erledigen Dinge die im Büro angefallen sind und sind dazu angewiesen, die Zeit zu nutzen um Überstunden abzubauen.
Gerne hätten wir uns mit den Ultras über deren Solidaraktion unterhalten. Diese wollten sich allerdings nicht dazu äußern.
An der Villa Wuller. Foto: 5vier.de / Manuel Maus Vorm Brüderkrankenhaus. Foto: 5vier.de / Manuel Maus Am Exhaus. Foto: 5vier.de / Manuel Maus Foto: Fanprojekt Trier / INSANE ULTRA Eines der Banner zur Ultra-Solidaraktion. Foto: Fanprojekt Trier / Black and Blue Treverorum
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