Die FSB Spielerberatung GmbH ist die noch relativ junge Agentur von Fritz Fuchs, Sahr Senesie und Alexander Bergweiler. Wir haben mit Alexander Bergweiler und seinem Mitarbeiter Leonard Lamberty über die Gründung, Antonio Rüdiger und Geschäfte im rechtlichen Graubereich gesprochen.
Herr Bergweiler, wie kam es zu der Kombination Fuchs, Senesie und Bergweiler, kurz FSB?
Bergweiler: Es war ursprünglich ein Zusammenschluss zwischen Fritz Fuchs und Sahr Senesie, die ich durch ihre Stationen bei Eintracht Trier kennengelernt habe. Sahr ist der Bruder von Antonio Rüdiger, der damals noch in der B-Jugend von Borussia Dortmund spielte und den es zu vermitteln galt. Die Verantwortlichen haben in ihm kein Bundesligaformat gesehen. Vor allem Fuchs war da involviert, dann kam es zu den Gesprächen mit dem VfB Stuttgart.
Das war der erste Anknüpfungspunkt zwischen uns, ohne dass es da schon Pläne für eine Agentur gab. Ehrlich gesagt kannte ich bis dato „Toni“ gar nicht, aber Sahr, mit dem ich viel zu tun hatte, erzählte mir von seinem Talent. In Stuttgart kam es dann zu einer Entwicklung, die so keiner erwarten konnte. Antonio wurde in wenigen Monaten Stammspieler in der Bundesliga. So kam es zu einem Profivertrag, den noch der damalige Berater mit aufsetzte.
Im Sommer 2015 kam Sahr dann zu mir und erzählte, dass womöglich ein Angebot aus Rom kommt. Toni wollte den nächsten Schritt machen und ich war für alles bereit. Sahr hatte durch alte Kontakte die Verbindung nach Italien hergestellt, was natürlich auch ein hervorragender Schritt ins Ausland war. Das große Ziel blieb für Antonio jedoch, dass er eines Tages in England spielen wollte.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich im Urlaub angerufen wurde: „Alexander, komm nach Rom, es geht los!“ Das war sozusagen der Start. Wir haben den Vertrag dann relativ schnell ausgehandelt. Wo man in Deutschland 20 Vertragsseiten hat, sind es in Italien zwei.
Zwei Seiten? Das klingt für unser deutsches Bürokratie-Verständnis erstmal absurd, ist das immer so in Südeuropa?
Das sind unterschiedliche Rechtsordnungen. Nach italienischem Arbeitsrecht ist relativ viel vorgegeben und es muss wenig ausgestaltet werden. In England und Deutschland wird viel im Vertrag aufgenommen, das ist komplizierter. Und man muss sagen, während der gesamten Zeit in Italien hat das sehr vernünftig funktioniert. Wir mussten nie wegen des Vertrages streiten. Die Vereine in Italien sind sehr professionell.
Möchten Sie denn weitere große Namen wie Antonio Rüdiger betreuen oder legen Sie eher auf andere Dinge Wert?
Als der erste Deal da war, haben wir gesehen, wir können gewisse Dinge leisten. Und als kleinere Agentur haben wir auch Vorteile. Wir können bestimmte Dienstleistungen bieten und sind flexibel. Wir fragten uns: „Wie kommen wir an Klienten?“ Für uns gab es zwei Möglichkeiten, entweder unzufriedene Spieler abwerben oder Junge zu akquirieren und zu entwickeln. Wir haben uns dann entschieden, den zweiten Weg zu gehen.
Talente sind die Zielgruppe für Bergweiler
Sahr hat über Jahre Kontakte nach England aufgebaut und gepflegt. Er ist in der Lage nachzuhören, welcher Verein was sucht. Dadurch haben wir noch einen weiteren Geschäftszweig, wir dienen als Vermittler, ohne dass der Spieler den Agenten wechselt. Das war auch die Idee bei unserem „zweiten Deal“, die Vermittlung von Marcel Tisserand nach Wolfsburg. Wir haben zwischen den beiden betroffenen Vereinen vermittelt und den Transfer betreut, wobei der Bruder des Spielers weiter der Berater blieb.
Lamberty: Das Augenmerk liegt darauf, Talente zu fördern und mit ihnen zu wachsen. Die Agentur ist ja auch noch recht jung, da kann man sich gemeinsam entwickeln. Und ich denke, dass wir in der Hinsicht schon einen guten Ruf genießen.
Wie muss man sich den Ablauf vorstellen? Wie gewinnen Sie Ihre Klienten?
Bergweiler: Die ersten beiden Spieler, die wir aus dem Talentbereich bekommen haben, sind Cyrill Akono (18 Jahre, heute Preußen Münster, 3. Liga und A-Jugend) und Maxwell Gyamfi (18, VfL Bochum A-Jugend). Fritz war bei einem DFB-Lehrgang, beide waren 15 und hatten keinen Berater. Man hat ihr Talent sofort gemerkt. Da gibt es natürlich Aufs und Abs, aber wir sind zufrieden mit ihren Entwicklungen. Der größte Sprung ist immer der von der Jugend in den Seniorenbereich.
Muhammed Kiprit (19, Hertha BSC Berlin) wird von uns betreut, der ist ein gutes Beispiel. Der hat in der A-Jugend 25 Tore geschossen, ein richtig guter Spieler. Allerdings war er mit seiner Situation in Berlin nicht so hundertprozentig zufrieden. Aber wir haben mit ihm gesprochen, dass Berlin mit mehreren 19-jährigen in die Saison geht. Das kann er auch schaffen. Jetzt ist er im erweiterten Kader, sammelt Erfahrung in der Regionalligamannschaft. Er steht vor dem Durchbruch, der wird es in die Bundesliga schaffen!
„Muhammed Kiprit wird es in die Bundesliga schaffen!“ (Alexander Bergweiler)
Wie kam der zu uns? Sahr kommt ja aus Berlin. Zwei Scouts, die für uns arbeiten, haben gesagt, dass Muhammed als Fussballer eine Granate sei. Sahr hat dann mit seinem Onkel Kontakt aufgenommen, der ihn betreut. So kam er zu uns. Er hat auch schon einen Profivertrag, den wir mit Hertha BSC ausgehandelt haben.
Wenn Sie Ihren Fokus auf Jugendspieler richten – da ist schon seit Jahren zu lesen, wie aggressiv um Talente geworben wird. Zum Beispiel wurde der FC Barcelona sanktioniert, es wurde von Haifischbecken und sogar Kinderhandel gesprochen. Haben Sie Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht?
Die FIFA (Weltfußballverband) versucht da schon gegenzusteuern. Die Regel ist eigentlich, dass ein Verein für die Vermittlung eines Spielers dem Berater etwas zahlt. Im Jugendbereich dürfen allerdings keine Honorare von den Vereinen an die Berater gezahlt werden, um negativen Entwicklungen entgegenzuwirken. Aus diesem Grunde lehnte Leipzig auch einen Transfer ab, da der Berater nicht bereit war sich bis zum 18. Lebensjahr des Spielers zu gedulden.
Abwerbeversuche gehören dazu
Man bekommt natürlich schon aggressive Abwerbeversuche von anderen Agenturen mit. Häufig werden andere Spieler eingesetzt, die dann bekunden:, „Komm zu uns, bei uns ist es viel besser“. Bei größeren Agenturen passiert das aber seltener. Wenn wir sowas mitbekommen, ruft man beim ersten Mal freundlich an, beim zweiten Mal weniger freundlich und dann ist das in der Regel erledigt. Entscheidend ist, dass man zu seinem Klienten ein starkes Vertrauensverhältnis hat, um sowas zu klären.
Dass es in der Branche kriminelle Energie gibt, liest man ja auch unter anderem in den Football Leaks. Ist es schwer sich zu positionieren, ohne selber mit solchen Methoden zu arbeiten?
Wie gesagt, die FIFA versucht gegenzusteuern. Bei den Football Leaks sind ja viele Verträge, in denen man sieht, wer was abgeschlossen hat. Als es noch ein relativ unregulierter Markt war, gab es zwei Problembereiche: Vereine haben neben dem Gehalt Zahlungen vorgenommen, zum Beispiel Persönlichkeitsrechte, wo die Gelder in Steuersparparadiese flossen, sodass der Spieler steuerfrei darauf zugreifen konnte. Dass das illegal ist, musste jedem klar sein. Aber die Vereine und Spieler haben das mitgemacht. Aber wie so oft, werden diese Dinge von der Justiz aufgearbeitet, so dass den Beteiligten ernsthafte Konsequenzen drohen. Auch die Spieler wollen faire, seriöse Verträge abschließen. Es ist nicht im Interesse der Spieler sich mit den Finanzbehörden streitig auseinander zu setzen.
„Die Spieler wollen seriöse Verträge abschließen.“ (Alexander Bergweiler)
Der zweite Problembereich im internationalen Fußball war der Verkauf bzw. die Abtretung von Transferrechten, „Third-Party Ownership (TPO)“. Die daraus resultierenden Ablösesummen und der Handel damit waren früher ein legales Geschäftsmodell. Das heißt vereinfacht, die Transferrechte wurden für einen gewissen Betrag abgegeben. Beispielsweise haben Investmentfonds, also eine 3. Partei, investiert und sich diese Rechte vom Verein gesichert. Der Verein hatte dann zeitnah Barmittel zur Verfügung, musste aber im Gegenzug die Ablösesumme oder Teile davon an die 3. Partei zahlen. In dieser Konstellation wurde oft Druck auf den Verein ausgeübt den Spieler zu verkaufen. Diese Entwicklung wurde als negativ erkannt und dem wird nun entgegengesteuert. Die Beteiligung von Dritten an den Transferrechten wird nach den offiziellen FIFA Regelungen reduziert werden bzw. ausgeschlossen.
Es gab viele Graubereiche. Beim Wechsel von Paul Pogba zu Manchester United, der für 105 Millionen Euro verkauft wurde, hat der Berater dem Vernehmen nach knapp 38 Millionen Euro verdient. Das wollte man nicht mehr. Das Geld soll nun durch die FIFA im System bleiben. Heißt also, die einzigen Involvierten sollen Verein, Spieler und FIFA sein. Alles andere wird mit Argusaugen gesehen, auch der Spielerberater.
Im zweiten Teil des Interviews sprach Alexander Bergweiler darüber, warum es überhaupt Spielerberater benötigt, über die Kooperation mit der Trierer Eintracht und über Vetternwirtschaft.
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