So gut wie jede Branche hat zurzeit zu kämpfen. Die Familie Tonkaboni gleich mehrfach, denn die Restriktionen betreffen alle Bereiche, in denen sie aktiv sind: Gastronomie, Hotellerie, Brauerei und Eventmanagement. Wir sprachen über Ostern (also vor der offiziellen Entscheidung, Großveranstaltungen bis zum 31. August zu verbieten) mit Klaus Tonkaboni, Inhaber und Geschäftsführer des Blesius Garten, über die derzeitigen Belastungen, die Maßnahmen und die Chancen der Corona-Krise.
Inhaber und Geschäftsführer des Blesius Garten Klaus Tonkaboni im leeren Biergarten. Foto: 5vier.de / Manuel Maus
Guten Tag Herr Tonkaboni. Mit dem Blesius Garten sind sie gleich mehrfach durch die staatlichen Vorgaben während der Corona-Pandemie betroffen. Beginnen wir mit Ihrem Hotelbetrieb. Ist der aktuell (Stand Ostern) komplett eingestellt oder dürfen Sie Gäste empfangen?
Klaus Tonkaboni: Die rechtliche Lage ist, dass Gäste zu gewerblichen Zwecken Übernachtungen wahrnehmen dürfen. Monteure und Handelsvertreter zum Beispiel, ein Trierer Hotel hat Bundespolizisten aufgenommen. Touristische Besucher dürfen nicht buchen.
Das heißt, Sie haben in diesem Bereich keinen kompletten Wegbruch der Einnahmen.
Es ist so gut wie ein kompletter Wegbruch. Zur Osterzeit, in der die Saison so richtig angefangen hätte, hätten wir in Trier wohl eine touristische Belegung der Hotels von 80 bis 90 Prozent. Über das Wochenende haben wir gar keine Belegung, da in dem Zeitraum keine geschäftlichen Übernachtungen stattfinden können.
Etliche Firmen müssen kämpfen
Wo kriegen Sie weitere schwerwiegende Verluste zu spüren?

Neben den Übernachtungen ist natürlich auch die Gastronomie betroffen. Hier kann man nur durch Takeaway oder Lieferservice Einnahmen erzielen. Bis vor kurzem war das für uns nicht denkbar, nun seit den Restriktionen haben wir aber sofort die Möglichkeit geschaffen, bestelltes Essen zwischen 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr bei uns abzuholen. Das hilft uns ein wenig, aber ohne die Nutzung des Biergartens und des Restaurants ist das eine viel geringere Größenordnung, gerade bei dem tollen Wetter aktuell.
Außerdem sind wir mit der Kraft Bräu Brauerei betroffen. Dank Supermärkten und Tankstellen haben wir hier noch sehr gute Bestellungen, jedoch fällt der Ausschank in der Gastronomie komplett weg. 50 Prozent des Umsatzes von Kraft Bräu machen wir sonst im eigenen Haus. Zudem haben wir für den Mai-Anstich am 1. Mai 18 Hektoliter Maibock gebraut, das wir für die große Eröffnung des Biergartens nutzen wollten. Das füllen wir jetzt in Flaschen und hoffen, dass viele Gäste das Bier abholen kommen.
Das alles trifft Sie schon jetzt. Wie ist es mit zukünftigen Events, zum Beispiel dem Altstadtfest, bei dem Sie sonst sehr aktiv sind?
Für den Mai sind schon alle Veranstaltungen abgesagt, unter anderem eines in der Europäischen Kunstakademie. Wir gehen davon aus, dass das Altstadtfest nicht stattfinden wird, so sieht es zumindest für mich aus. Diese Ausfälle sind für uns aber aus meiner Sicht verkraftbar, da diese Ausfälle in keinem Verhältnis zu den vorhin genannten stehen.
Klaus Tonkaboni rechnete bereits mit einer Absage des Altstadtfestes
Offiziell ist Altstadtfest noch nicht abgesagt. Das muss schwierig sein, trotz des zu erwartenden Ausfalls Planungen machen zu müssen.
Dass das Altstadtfest so stattfindet wie bislang, ist undenkbar. Es sind nur gewisse Szenarien denkbar, die erstmal entwickelt werden müssten. Dazu bräuchte man zuerst die gesetzlichen Bestimmungen, die noch nicht für den Zeitpunkt vorhanden sind. Und wie würden die dann aussehen? Es könnten ja nicht alle Menschen zwei Meter Abstand halten. Und die Besucher möchten wohl auch nicht dem Risiko aussetzen, daher wird der Zuspruch entsprechend geringer ausfallen als sonst. Für mich ist das nicht vorstellbar. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es mindestens bis Ende Juli noch keine großen Veranstaltungen geben wird.
„Es können ja nicht alle Menschen zwei Meter Abstand halten.“
Klaus Tonkaboni zum mittlerweile abgesagten Altstadtfest
Ab wann wird es denn für Ihr Unternehmen existenzbedrohend?
Wir können unsere Existenz nur sichern, weil wir einen Kredit aufgenommen haben, der uns über Wasser hält. Anders wäre es gar nicht möglich. Der ist zwar durch die Mittel der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau, eine Förderbank, A. d. R.) sehr günstig, allerdings muss er trotzdem irgendwann zurückgezahlt werden (Die Tilgung wird erst im 2. Jahr fällig, Zinsen regulär im 1. Jahr). Aufgrund unserer Größe kriegen wir auch keine Zuschüsse vom Land oder vom Bund, da wir mehr als 30 Mitarbeiter beschäftigen. Wir hoffen, dass es in Rheinland-Pfalz demnächst wie in anderen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg die Regelung gibt, dass auch größere Betriebe Zuschüsse bekommen.
Unser Ziel ist es, alle durch die Krise zu kriegen, besonders unsere Mitarbeiter. Und dass es irgendwann wieder so läuft wie gewohnt.
Haben Sie auch Kurzarbeitergeld beantragt?
Das haben wir angemeldet, im März haben wir aber noch alle Gehälter voll bezahlt.
Lockerungen sind möglich, in geregelten Maßen
Die Diskussion, wie weit die Regelungen gelockert werden müssen, ist in vollem Gange. Wie denken Sie persönlich darüber?
Es gibt da viele Meinungen. Viele sagen, es wäre im Moment übertrieben. Ich bin nicht dieser Meinung. Allerdings brauchen wir so langsam Lockerungen, die in geregelten Maßen passieren sollten. Wie weit das gehen soll… das ist schwer zu sagen, ich möchte in diesen Zeiten kein Politiker sein. Es wäre denkbar, dass eine begrenzte Anzahl von Gästen je nach Größe eines Restaurants oder ähnlichem vorbeikommen darf. Und dass es Abstandsregelungen zwischen Tischen gibt. Vielleicht kann man sowas vor allem in der Außengastronomie ermöglichen. Selbstbedienung wäre auch vorstellbar. So könnte man 40-50 Prozent des regulären Betriebes aufrechterhalten. Es müssen aber auch Lösungen für die Hotellerie und dem Tourismus geschaffen werden. Immerhin ist der Tourismus für die Stadt Trier lebensnotwendig.

Die Krise ist von historischem Ausmaß. Allerdings kann man auch Lehren daraus ziehen und sogar Chancen sehen. So wird beispielsweise der „Think global, buy local“ Gedanke immer bekannter. Sehen Sie für sich auch Potentiale?
Jede Krise bringt Chancen. Auch wir haben Dinge bereits neu gedacht. Den Takeaway habe ich schon angesprochen. Dass der so gut läuft, hätten wir nicht gedacht. Wir überlegen uns viele Sachen, die ich teilweise schon genannt habe. In den letzten drei Wochen haben Biertastings online stattgefunden, bei denen wir als Brauerei Biere präsentiert haben. Das war total spannend und sehr erfolgreich, bis zu 144 Personen haben am letzten Tasting teilgenommen. Es kommen ganz neue Ideen.
Außerdem wird auch sehr regional gedacht und nicht immer nur global, das ist gut so. Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Trierern, Firmen und anderen Gastronomen bedanken, die total zusammenhalten. Wir unterstützen und helfen uns gegenseitig, das ist super. Auch verschiedene Stadtteile wie Olewig und Tarforst haben uns sehr unterstützt. Ich hoffe, dass wir jetzt nach und nach in den normalen Betrieb kommen, aber jeder hat jetzt auch mal die Gelegenheit, sein Unternehmen und sein Leben vielleicht ein bisschen umzudenken. Ein wenig Ruhe einkehren lassen und nicht alles auf Geschwindigkeit zu trimmen.

Zurück zur Startseite geht’s hier – 5vier.de
Wir suchen Praktikanten (m/w/d) und Redakteure (m/w/d).
Melde dich einfach unter [email protected].
Denn: Motivation ist wichtiger als Erfahrung!
Schreibe einen Kommentar