Das Gespräch führte Matthias Spieth
Was macht man vor einem Spitzenspiel? Richtig, beten! Sagt jedenfalls TBB-Profi Jarrett Howell, für den es am Samstag gegen Vorgänger Dru Joyce und die EWE Baskets Oldenburg geht. Der abgebrühte Spielmacher versorgte das Spiel der TBB in der Saison 2012/2013 bereits mit einigen Highlights, für das junge Team sieht er sich als Anführer und Mentor. 5vier.de unterhielt sich mit Jarrett Howell über deutsches Essen, Teamspirit und eine Karriere in halb Europa.
5vier.de: Jarrett, sagt dir der Name Dru Joyce etwas?
Jarrett Howell: Ja! (lacht).
5vier.de: Und wie gut kennst du ihn?
Howell: Naja, wir haben gleichzeitig zusammen am College in der NCAA gespielt. Ich glaube, er war einen Jahrgang unter mir. Ich kenne ihn vor allem durch seine Freundschaft zu Lebron (James, die Red.), mit dem er ja lange in Akron gespielt hat. Lebron hatte als Highschool-Spieler eine riesige Anhängerschaft.
5vier.de: Am Samstag spielst du gegen ihn und Oldenburg. Glaubst du, ihr werdet ähnlich spektakulär auftreten wie zuletzt?
Howell: Es ist zwar mein erstes Jahr in der Liga, aber ich weiß dass Oldenburg ein starkes Team am Start hat. Sie werden gut sein, und für Dru ist es ja auch etwas Besonderes, zu seinem alten Verein zurückzukehren. Aber gut sind wir im Moment auch, und wir sind definitiv bereit für dieses Spiel.
5vier.de: Hoffentlich bringe ich das nicht durcheinander: Du hast in den letzten sechs Jahren in Dänemark, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien gespielt. Stimmt das?
Howell: Du hast Polen vergessen! Zuerst habe ich in Polen gespielt, zusammen mit Sebastian Machowski [Anm.d.Red.: Machowski ist derzeit Trainer der EWE Baskets Oldenburg].
Steckbrief: Jarrett Howell
Profil
Geburtstag: 15. 06. 1984
Nationalität: US
Position: Point Guard
Größe: 1.80 m
Gewicht: 90 kg
Saison 2012/2013
Punkte pro Spiel: 6.00
Rebounds pro Spiel: 3.00
Assists pro Spiel: 2.56
Steals pro Spiel: 1.11
Effektivität: + 7.22
5vier.de: Als du 2006 am College gespielt hast, wusstest du da schon, dass du in den nächsten Jahren durch halb Osteuropa reisen würdest?
Howell: Nein, das ist einfach passiert. Wenn du so jung bist wie ich damals, willst du erstmal nur professionellen Basketball spielen, einen guten Job kriegen. Damals in Dänemark hätte ich zum Beispiel verlängern können, aber dann kam ein sehr gutes Angebot aus Bulgarien, ich bin gewechselt…
5vier.de:… und jetzt bist du wieder in Westeuropa. War es schwierig, sich auf Deutschland und die BBL einzustellen?
Howell: Nein, überhaupt nicht. Meine Rolle hier ist ja ähnlich wie bei meinen früheren Teams. Einige Unterschiede gibt es aber schon, ich soll zum Beispiel selbst weniger scoren und dafür sicherstellen, dass wir unsere Spielzüge vernünftig laufen. Wir haben ja einen Haufen Jungs, die das Scoring übernehmen können: Barry, Brian, Andi und Nate hatten alle einen phänomenalen Start in die Saison. Auch was Deutschland betrifft, war es nicht so schwer. Wenn man als Spieler ins Ausland geht, sollte man sowieso immer versuchen, die Kultur und die Sprache zu lernen.
5vier.de:Sprichst du schon ein bisschen Deutsch?
Howell: Ich besuche zurzeit einen Deutschkurs. Wir lernen gerade Essen und Zahlen und sowas: 11,12,13,14,15,16 [zählt auf Deutsch]… ich kann’s schon bis 100! Und meine Frau will, dass wir mindestens eine Stunde pro Tag Deutsch reden. Mehrsprachigkeit ist generell eine coole Sache. Da fällt mir dieser Witz ein…
5vier.de: Bitte!
Howell:… also, wie nennt man jemanden, der drei Sprachen spricht? Trilingual. Zwei Sprachen? Bilingual. Eine Sprache? Amerikaner!
5vier.de: Der war schlecht.
Howell: Aber es ist wahr! Im amerikanischen Schulsystem haben wir nur zwei Jahre Fremdsprachenunterricht. Hier ist das glücklicherweise anders, und als Kind lernt man sowieso besser.
5vier.de: Als deine Verpflichtung bekannt wurde, haben die Kollegen vom basketball-stream.de geschrieben: Er ist der neue „Floor General“. Siehst du dich selbst so?
Howell: Ja! Ich sehe mich schon als Teamleader, versuche ein gutes Beispiel abzugeben und das Spiel zu organisieren. Und ich erwarte, dass wir im Verlauf der Saison effizienter und individuell besser werden.
5vier.de: Und, zufrieden?
Howell: Ein paar Spiele haben wir knapp verloren – andererseits hätte es bei einigen, die wir gewonnen haben, auch in die andere Richtung gehen können. „Zufrieden“ will ich nicht sagen, aber wir sind in einer guten Position und selbstbewusst, was vor so einem Riesenspiel wie gegen Oldenburg natürlich wichtig ist.
5vier.de: Abseits von Basketball – was macht der „General“, wenn er nicht auf dem Feld steht?
Howell: Meine Frau und ich lieben Musik, Geschichte und kochen gerne. Wir gehen in Museen, auf Jazzfestivals und so weiter.
5vier.de: Angeblich liegt die Leidenschaft fürs Kochen bei dir in der Familie…
Howell: Das stimmt. Meine Familie stammt aus Louisiana und wir sind bekannt dafür, gut zu kochen. Meine Frau ist ebenfalls eine fabelhafte Köchin. Wir haben schon mal 20 Leute zum Essen eingeladen; meine Frau war total aufgeregt…
5vier.de: Und da ist euch die Umstellung auf deutsches Essen nicht schwer gefallen?
Howell: Nein. In unserer Heimatstadt Fort Worth, Texas, gibt es ein authentisches deutsches Restaurant. Und meine Frau hat deutsches Essen schon immer geschätzt; Salate, Würstchen, Schnitzel und so weiter.
5vier.de:Während du dich wahrscheinlich an deine Sportlerdiät halten musst…
Howell:Oh ja, allerdings! Aber wir kriegen das ganz gut hin, sodass ich keine Riesenportionen verdrücke.
5vier.de:Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, wenn man fragen darf?
Howell: Als wir an der Uni waren, auf einer Party ihrer Studentenverbindung. Ein gemeinsamer Freund hat uns einander vorgestellt. Wir haben uns unterhalten, und – here we are – am 27. Dezember sind wir seit vier Jahren verheiratet! Und sie war all die Zeit an meiner Seite, in Bulgarien und Rumänien. Sie ist eine großartige Frau.
5vier.de: Du bist ein gläubiger Mensch. Welchen Einfluss hat das auf dein Leben als Profisportler?
Howell: Es hilft mir, mich auf die positiven Dinge zu fokussieren. Nach dem Spiel gegen Berlin [Anm.d.Red.: Trier verlor 80:88 in der Verlängerung] waren alle enttäuscht, und ich habe gesagt: Vielleicht waren wir einfach noch nicht bereit, um gegen Berlin zu gewinnen. Und was, wenn wir gewonnen hätten? Vielleicht hätten wir uns dann zu sehr auf dem Erfolg ausgeruht und das nächste Spiel verloren.
5vier.de: War es für dich immer klar, dass du mal Basketballprofi wirst?
Howell: Mein Vater und mein Onkel sind so etwas wie Highschool-Legenden, was Basketball angeht. Als kleiner Junge habe ich dann in den Weihnachtsferien oder an Thanksgiving, wenn die ganze Familie beisammen war, all diese großartigen Basketballgeschichten gehört. Diese Tradition wollte ich immer weiterführen. Ich bin nur 180 cm groß und jetzt in meinem siebten Profijahr – mehr als viele andere je erreichen. Ich danke Gott dafür, dass es geklappt hat.
5vier.de: Mit 1,80 Metern Körpergröße gehst du automatisch dahin, wo es wehtut – sicher ist schon mal der eine oder andere Ellbogen in deinem Gesicht gelandet…
Howell: Ja, aber meine absolute Entschlossenheit hat mir dabei immer geholfen. Im letzten Spiel hat mich Jason Boone [Center bei den s.Oliver Baskets Würzburg] mit einem Screen, den ich zu spät gesehen habe, ziemlich hart erwischt. Die meisten wären da zu Boden gegangen, aber ich hab’s einfach abgeschüttelt.
5vier.de: Jeder kann sehen, dass der Teamgeist bei euch zur Zeit stimmt. Hast du auch den Eindruck, dass sich hier gerade etwas Besonderes abspielt?
Howell: Ohne die Leistung der Leute hier schmälern zu wollen, ich bin sicher, es kommt viel Hilfe von oben! Außerdem sind wir hungrig und jeder im Team glaubt daran, dass wir gemeinsam erfolgreich sind. Die Coaches bereiten uns ideal vor. Brian und ich sind zum Beispiel in unserem ersten Jahr in der BBL bereits ganz gut und dabei noch lange nicht so gut, wie wir sein können. Und es macht großen Spaß zu sehen wie sich Basti, Andi und Mathis gerade entwickeln.
5vier.de: Jarrett, vielen Dank für das Gespräch.
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bam meint
Sehr cooles Interview. Auch mal mehr als die bekannten Phrasen. Gerne mehr davon.
Ich find den Witz übrigens ganz gut…