Tim Garnier hat in der abgelaufenen Saison eine neue Rolle in der Mannschaft übernommen. War er bis dahin zumeist Stürmer, ist sein Aktionsradius mittlerweile deutlich größer. Im Interview sprachen wir mit ihm über diese Veränderung, seinen aktuellen Zustand, über Wechselgedanken und – natürlich – über das „Tor des Monats“.
5vier.de: Hallo Tim, wie geht es dir? Wie gestaltest du diese schwierige Zeit?
Tim Garnier: Es ist alles gut soweit. Man versucht sich irgendwie fit zu halten und durch Corona durchzukommen. Ich versuche das zu nutzen, was noch erlaubt ist, damit man nicht nur zu Hause rumsitzt. Aber an sich geht es mir gut.
Wie hältst du dich denn in diesen Zeiten fit?
Die Trainer haben ein Laufprogramm erstellt. Das geht zwei Wochen, dann ist eine Woche Pause. Es gibt Workouts, damit die Muskulatur stabil bleibt. Wir versuchen da im Rahmen der Möglichkeiten alles auszunutzen.
Das ist die körperliche Seite, wie klappt es mental?
Die Hoffnung war immer noch da, dass die Saison weitergespielt wird. Daran konnte man sich hochziehen. Als dann die Entscheidung feststand nicht mehr weiter zu spielen, war das natürlich schwierig. Weil es ja schon der zweite Saisonabbruch war. Wir haben dann viel unter uns Mannschaftskollegen gesprochen und geschrieben. Jetzt ist die Motivation wieder hoch, weil es die Aussicht gibt, nächste Saison eine Liga höher zu spielen. Außerdem wird vielleicht der Pokal noch ausgespielt. So kann man den Kopf oben behalten.
Tim Garnier kommt gut durch die Zeit
Wie kann man sich den Kontakt unter den Spielern vorstellen?
Mit manchen Jungs telefoniere ich schon viel. Oder wir zocken online zusammen über die Konsole. Zoom-Konferenzen gibt es auch mal. Auch mit der ganzen Mannschaft und den Trainern.
Blicken wir auf die abgelaufene und sehr kurze Saison zurück. Es gab nur acht Spiele. Du konntest in dieser Zeit zwei Tore und drei Assists erzielen. Bist du mit dir persönlich zufrieden?
Ich habe in der Vorbereitung eine neue Rolle eingenommen. In den Jahren davor war ich meistens ganz vorne im Sturm, mittlerweile spiele ich im zentralen Mittelfeld. Zu Beginn brauchte ich etwas Eingewöhnungszeit, aber das hat durch die Vorbereitung gut funktioniert. Mir macht es sehr viel Spaß Box-to-Box zu spielen [Box steht für den Strafraum, A. d. R.]. Da mitzuhelfen, wo es nötig ist. Man kann vorne Akzente setzen, aber man muss auch mit nach hinten arbeiten. Mit meiner Leistung in den Spielen bin ich zufrieden.
Dieser Spielertyp agiert zwischen den Strafräumen und muss daher vielseitig sein. Wo siehst du deine Stärken?
Ich würde sagen, dass ich ein gutes Zweikampfverhalten habe. Meine Übersicht, mein Dribbling und mein Passspiel sehe ich auch als meine Stärken. Und der Abschluss liegt mir auch.
Vom Sturm ins Mittelfeld
Trainer Josef Cinar sagte aber zur Vertragsverlängerung auch, dass du weiter hart an dir arbeiten musst. Was meint er? Wo solltest du dich verbessern?
Man kann immer weiter an sich arbeiten. Ich denke, dass ich in der letzten, wenn auch kurzen Saison, einen weiteren Schritt gemacht habe, was mit der Positionsänderung zu tun hat. An den körperlichen Fähigkeiten kann man immer arbeiten. Sodass man auch noch besser und unangenehmer in den Zweikämpfen wird. Im Passspiel und Abschluss kann man sich stetig verbessern und gefährlicher werden. Für mich, vor allem als junger Spieler [Tim ist 22 Jahre alt], ist es immer das Ziel, sich weiterzuentwickeln.
Das kannst du die nächsten zwei Jahre in Trier tun, unabhängig davon, ob es mit dem Aufstieg funktioniert oder nicht. Ein Vollzeit-Fußballer bist du aber nicht. Was machst du beruflich neben der Eintracht?
Im vergangenen Sommer habe ich meine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann beendet. Danach kann man innerhalb eines Jahres das Fachabitur absolvieren, im Mai habe ich meine Abschlussprüfung. Danach werde ich mich weiter orientieren. Das ist noch offen.
Tim Garnier schließt so manches aus
Hast du denn auch schon überlegt, fußballerisch etwas Neues zu wagen? Du bist seit gut zehn Jahren im Verein. Dein älterer Bruder Robin hat bei den Stuttgarter Kickers und Alemannia Aachen in der Regionalliga Erfahrung gesammelt, bevor er vor kurzem zurückkam.
In der Jugend war es für mich immer ein Traum und das Ziel, für die erste Mannschaft zu spielen. Damals war sie aber eine Liga höher. Das würde ich also noch sehr gerne mit Trier erreichen. Ich fühle mich hier unglaublich wohl. Ausschließen werde ich aber nicht, dass ich irgendwann mal etwas anders probieren werde. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen passen. Ich könnte nicht irgendwohin gehen, wo es kein Leben im Verein gibt. Oder in einen Plastikverein, wo es wenig Fans gibt und ich unglücklich werden würde. Und es sollte auch nicht völlig abseits der Heimat sein.
Wenn dich irgendwann beispielsweise TSG Hoffenheim oder RB Leipzig für einen Millionenbetrag abwerben möchten, werden dir diese Aussagen um die Ohren fliegen…
(Lacht) Erstens denke ich nicht, dass das in Frage kommt, zweitens gibt es Vereine, da würde ich einfach nicht hingehen.
Namen Tim, wir möchten Namen!
Namen… Ja, jetzt muss ich aufpassen was ich sage (lacht). Da ich meinen Freundeskreis behalten möchte, in dem es sehr viele Eintracht-Fans, wäre es nicht mit meinen Werten vereinbar, zu Saarbrücken, Koblenz oder Kaiserslautern zu gehen.
Überregionale Aufmerksamkeit
Robin Koch ist den Weg über Kaiserslautern gegangen und ist nun in der Premiere League gelandet. Stehst du in Kontakt mit ihm?
Ich selber habe nicht mit ihm zusammengespielt, mein Bruder aber schon. Ich glaube die Beiden sind regelmäßig in Kontakt. Wir haben uns mal im Urlaub getroffen und einen Abend zusammen verbracht, aber ansonsten habe ich keinen Kontakt zu ihm.
Auch wenn es für dich noch nicht für die Premiere League gereicht hat, hast du durch den dritten Platz beim „Tor des Monats“ bundesweite Aufmerksamkeit auf dich gezogen. Zudem ist es nicht dein einziges sehenswerte Tor gewesen. Wie war das für dich? Und hatte das auch konkretere Auswirkungen? Zum Beispiel Anfragen von Vereinen? Das war natürlich extrem außergewöhnlich. Im Spiel habe ich es gar nicht als so schön empfunden. Das war einfach eine automatische Bewegung. Erst nach dem Feedback und als ich es selbst als Video sah, wurde mir das dann klar. Aber dass es für das Tor des Monats nominiert wird, hätte ich mir nicht vorstellen können. Es werden jeden Monat tausende Tore geschossen. Das war schon sehr besonders für mich, mich selbst in der Sportschau zu sehen. Mir ist aber nicht bekannt, dass es dadurch mehr Anfragen gab.
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