Trier ist eine wunderschöne Stadt. Darin sind sich so ziemlich alle Bewohner einig. Trier ist Großstadt und zugleich familiär. Man begegnet Freunden und Bekannten mittags einfach so auf der Straße, als wäre man auf dem Dorf. Auf der anderen Seite bietet das Moselnest auch viele Dinge, die eine Großstadt ausmachen.
Trier. Seien es die Fastfoodketten (Wo ist eigentlich Kentucky Fried Chicken?), die vielen Modelabels oder eine ausgiebige Nachtszene. Für jeden ist etwas dabei. Aber irgendwo ist das alles nur Fassade. Trier ist wie das Dorf, getarnt hinter Kulturgut und großen Namen. Ja, wir haben ein großes Kino. Aber eben nur eines. Immerhin gibt es für kleinere Filme ja auch noch die Alternative in der Paulinstraße. Ja, wir haben eine Einkaufsstraße mit Plätzen, doch diese ist kompakter als man meint. Eine Route, die man beginnend von der Porta Nigra in dreiecksform ablaufen kann. Hier und da noch einen Blick in die Seitenstraße und man hat fast alles im Zentrum gesehen.
Hin und wieder fragt man sich ob wir denn nun wirklich eine Stadt sind. Anonymität gibt es, aber diese ist in allen Fällen beschränkter als in anderen Städten.
Die überschaubare Fußgängerzone hat man innerhalb einer halben Stunde abgeklappert und dabei auch schon einen großen Teil der Sehenswürdigkeiten mitgenommen. Eine wunderbare und vielseitige Architektur, eine kleine Hafenpromenade, Römerbauten und Weinfeste. Die Möglichkeiten reichen von städtisch bis dörflich. Jetzt bekommen wir noch eine Lasertaghalle…
Manchmal stellt sich mir die Frage, wo das denn alles hin führt? Bleiben wir dieses verschlafene Städtchen mit der tollen Historie, das man im Urlaub immer mit dem Satz „Das liegt an der Grenze von Luxemburg“ beschreibt, oder werden wir irgendwann einen Bekanntheitsgrad wie andere Städte in Deutschland haben? Will man das überhaupt? Gar nicht mal so leicht zu beantworten. Es ist immer schön Menschen im Urlaub von Trier zu berichten. Ein Smalltalk der die Begriffe „Weinbau“, „Porta Nigra“, „Römer“, „Karl Marx“ und „älteste Stadt Deutschlands“ beinhaltet. Schnell stellt man fest, dass man über seine Herkunft viel mehr zu berichten hat, als sein Gegenüber und merkt, das Trier doch größer ist als es scheint.
Machen wir uns kleiner als wir sind? Ich denke schon. Wir gehen schnell unter, als kleines und überschaubares Städtchen an der Grenze. Das Städtchen mit der schlechten Zuganbindung, das man nur ansteuert, weil man entweder aus der Region kommt oder wenn man ein Wein- oder Geschichtsjunkie ist. Dabei hat Trier doch so viel zu bieten.
Nächstes Jahr kommt die Porta Nigra auf die zwei Euro Münze. Man kann gespannt sein, wie sich das auf den Bekanntheitsgrad von Trier auswirkt. Immerhin verteilen sich diese Europaweit. Wie ein Flyer, der immer weitergereicht wird und den man nicht einfach so in den Müll schmeißt.
Es ist jedenfalls spannend über die Jahre zu beobachten wie sich die Heimat verändert und wohin das alles führt. Aus einem Horten wird ein Kaufhof, der Interbook ist nun eine Shopping-Mall und das Stadtbild ist in Bewegung. In solchen Momenten ist man dann doch wieder Großstadt. Die Frage die bleibt, ist: Wie wird New Trier wohl aussehen?
Übrigens: In den USA gibt es ein New Trier. Ein kleines Dörfchen mit der Vorwahl 0651. Außerdem gibt es da noch ein New Trier Township mit einer New Trier Highschool in Chicago.
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