Von Monika Pradelok (Text und Fotos)
Seit letztem Freitag, 11. Oktober, kann man im Brüderkrankenhaus Trier die Ausstellung “Blickwinkel-Brennweite” des Künstlers Franz-Josef Justen betrachten. Es handelt sich hierbei um seine Erste, die vom Verein Kunst und Kultur im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier von Maria-Hilf e.V gezeigt wird und eine Auswahl seiner Gemälde sowie Fotografien beinhaltet. 5vier traf sich mit ihm zum Gespräch.
Franz-Josef Justen, gebürtiger Trierer und gelernter Elektrotechniker, steht am Anfang seines künstlerischen Schaffens. Vor fünf Jahren begann er mit der Malerei – ein Umstand, den er seiner Ehefrau Pia zu verdanken hat. „Ich habe von meiner Frau zu unserem Hochzeitstag einen Malkurs geschenkt bekommen.“ Nachdem er sein erstes Bild fertiggestellt hatte, beschloss Justen, dass es mit der Malerei weitergehen müsse.
„Ich besuche nun seit fünf Jahren die Osterkurse an der Europäischen Kunstakademie und bin nun so weit fortgeschritten, dass ich perspektivisch und mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden meine Bilder erstellen kann.“ Bevor sich der Künstler jedoch in seine Arbeit stürzt, fertigt er von seinen zukünftigen Werken Collagen an – eine Art Vorlage – indem er sein eigenes Fotomaterial oder Ausschnitte aus Zeitschriften verwendet. „Wenn mir etwas gefällt, dann schneide ich das aus und kombiniere aus den einzelnen Schnipseln ein Bild“, erläutert er seine Vorgehensweise.
Formen und Farben gehen ineinander über
Bevor er jedoch seine Leidenschaft für die Malerei entdeckte, gehörte seine Aufmerksamkeit der Fotografie sowie Bildbearbeitung. Hier kann der begeisterte Hobbyfotograf auf eine lange Historie zurückblicken – denn seit über 30 Jahren nimmt er Bilder mit seiner Kamera auf. Im Jahre 2002 ist er von einer analogen zu einer digitalen Kamera gewechselt und wendet für seine Aufnahmen nun die High-Dynamic-Range-Fotografie (kurz: HDR) an, die Helligkeitsunterschiede detailliert wiedergibt. Bei dieser Art der Fotografie wird das aufzunehmende Objekt mehrfach hintereinander abgelichtet.
Dabei wird von einer normalen Belichtung ausgegangen, woraufhin das Motiv nochmals unter- sowie überbelichtet aufgenommen wird. Die jeweils zu dunklen oder zu hellen Bereiche des Objektes werden in dem später entstehenden HDR-Bild hervorgehoben, was entweder einen malerischen oder dreidimensionalen Eindruck hervorruft. Alle Bereiche des Bildes haben dabei einen hohen Dynamikumfang und sind gleichmäßig belichtet, was teilweise surreal wirken kann.
Somit erzähle nicht nur seine Malerei, sondern auch seine Fotografie Geschichten.
In 500 Jahren
Justens Wurzeln spiegeln sich in seinen Werken wieder, die vornehmlich Motive aus der Moselstadt zeigen. „Da ich nun einmal Trierer bin, ist ein mehrfaches Objekt dieser Ausstellung die Porta Nigra.“ Neben all den expressionistischen Gemälden, Natur- sowie architektonischen Aufnahmen sticht ein Bild aufgrund seiner gesellschaftskritischen Botschaft besonders hervor: Bild Nummer 42 oder aber auch “Porta Nigra im Jahr 2461”. Es zeigt das Wahrzeichen Triers so wie Justen es sich in der Zukunft vorstellt – nämlich zerfallen.
„Das Bild beschreibt die Veränderung der Natur durch den Klimawandel. Die Weinberge sind vertrocknet, die Mosel ist zu einem Rinnsal geworden und die Porta Nigra fällt langsam in sich zusammen.“ Den Fluss habe er bewusst an den römischen Bau gerückt, denn dies sei nun einmal seine Interpretation vom Klimawandel. So bleibt selbst das stattliche Schwarze Tor nicht vor dem Lauf der Zeit und den Folgen des Eingriffs in die Natur durch den Menschen verschont. Eins bleibt in dieser dystopischen Vorstellung jedoch erhalten – nämlich Justens Name. Denn neben seiner Zukunftsdeutung verstecke sich in dem Titel noch ein Clou. „Im Jahr 2461 werde ich 500 Jahre alt“, schmunzelt er. Dies sei der Pfiff an diesem Bild, denn erfahrungsgemäß werden Künstler erst nach ihrem Ableben berühmt.
Anerkennung
In seiner Laudatio lobte Walter Oberbillig, Vorstandsmitglied des Vereins Kunst und Kultur, die Arbeit von Franz-Josef Justen und merkte an, dass man in Zukunft noch viel über diesen vielversprechenden Künstler hören werde. Als der Verein die Bewerbung Justens für eine Ausstellung erhielt, wurde diese freudig entgegengenommen. Denn solch eine Kombination von Fotografie und Malerei sei im Krankenhaus nach Meinung Oberbilligs bis jetzt noch nie vorgekommen. Darüber hinaus sei er der Überzeugung, dass Justens Kunst Patienten, Mitarbeiter und Besucher des Brüderkrankenhauses ansprechen werde. Der Verein Kunst und Kultur hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch kulturelle Veranstaltungen die Lebensqualität für alle im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier zu steigern. Denn diese bringen Abwechslung in den meist ernsten Krankenhausalltag. Franz-Josef Justens Werke werden dem ein oder anderen sicherlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern, da die Bilder von farbenfroh und nachdenklich bis hin zu träumerisch reichen.
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5vier.de bedankt sich noch einmal recht herzlich für das nette Interview und wünscht dem Künstler viel Erfolg für seine Ausstellung.
Wer mehr über Herr Justen und seine Arbeit wissen möchte, kann sich auf seiner Homepage mehr Informationen einholen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 29. November im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zu sehen.
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