Die 2. Saisonhälfte in der Oberliga steht in den Startlöchern. Für uns der Anlass, das vergangene Jahr des SV Eintracht Trier Revue passieren zu lassen. Es ist viel passiert, es gab zahlreiche Wendungen, sowohl im sportlichen Sinne, als auch abseits des Rasens – für viele Anhänger in die falsche Richtung.

Trier. Bevor wir das Fußballjahr 2018 der Trierer Eintracht beleuchten, werfen wir noch schnell einen Blick zurück. Die Saison 17/18 verlief mehr als nur zufriedenstellend. Nach dem bitteren Abstieg in die Oberliga musste vieles umgekrempelt werden, nicht zuletzt der Kader. Der äußerst erfolgreiche Trainer der U19-Jugend, Daniel Paulus, wurde im Sommer zum Cheftrainer befördert. Er formte ein Team, dass mit Leidenschaft und Identifikation andere (spielerische) Schwächen kompensieren konnte. Die richtige Einstellung wurde von den Stadionbesuchern honoriert, es entstand eine gewisse Aufbruchstimmung. Im Dezember 2017 verlängerte Paulus mitsamt seinen Kollegen Rudi Thömmes und Michael Weirich vorzeitig ihre Verträge, man freute sich auf das Jahr 2018.
Wechsel auf Wechsel auf Wechsel
Dieses begann mit einer Änderung im Vorstand. Nach etwa elf Jahren trat Harry Thiele wie angekündigt von seinem Posten zurück. Er übergab über längere Zeit das Feld seinem Vorgänger wie Nachfolger Dieter Friedrich. Ein erster Einstieg für die folgenden Personalrochaden 2018.
Auf dem grünen Rasen setzte sich die Euphorie über den Jahreswechsel fort. Früh setzte man ein Zeichen mit dem Derbysieg gegen Salmrohr, obgleich das 3:0 des Dritten gegen den Tabellenletzten nicht die größte Herausforderung darstellte.
Leider bedeutete der Erfolg nicht automatisch Kontinuität. Torwarttrainer „Hämmer“ Weirich bat offiziell um die Vertragsauflösung, der die Eintracht nachkam. Es war nicht die einzige schlechte Nachricht im März. Auch Michael Dingels‘ Verletzungsakte vergrößerte sich durch einen Meniskuseinriss. Er hatte erst zwei Spiele nach vorigen Ausfällen absolvieren können.
Umstrukturierung bei der Eintracht
Dennoch versuchte der Verein aus der positiven Entwicklung Kapital zu schlagen und strukturierte sich neu. Unter anderem sollten die Fans in neu geschaffenen Arbeitsgruppen die Möglichkeit bekommen, sich konstruktiv und ehrenamtlich mit einzubringen. Mittlerweile in der Funktion als Cheftrainer sagt Josef Cinar 5vier.de dazu: „Ich sehe das absolut positiv. Wir sind da auf einem guten Weg, auch wenn wir weiter hart daran arbeiten müssen, uns strukturell zu entwickeln. Dazu ist auch ein reger Austausch untereinander und mit den Fans nötig.“
Trier spielte weiter eine starke Saison. Jedoch war an den alles überragenden FC Homburg und FK Pirmasens nicht vorbei zu kommen, obwohl man gegen beide Mannschaft in der Rückrunde vier Punkte sammelte. Ein weiterer Beweis, zu was die noch junge Mannschaft in der Lage ist aufs Feld zu bringen. Am Ende stand der 4. Tabellenplatz der Saison 17/18. Die meisten Tore erzielte Jan Brandscheid mit 14 Treffern. Rückblickend bewertete der jetzige Co-Trainer Torge Hollmann die Saison 17/18 „vorsichtig optimistisch. Aber es war auch klar, dass noch eine ganze Menge Arbeit vor uns liegt, um den nächsten Schritt zu machen.“

Kurz zuvor wurde auch der Vertrag mit Geschäftsführer Hollmann verlängert. In seinen zwei Jahren in dieser Funktion gab es viel Bewegung, was laut seiner Aussage „verdammt anstrengend“ war. Doch seine insgesamt acht Jahre im Verein haben ihm alles zur „Herzensangelegenheit“ werden lassen, weswegen er die Treue halten wollte. In dieser Zeit folgte auch die Auszeichnung für die Eintracht zum „Ausbildungsverein im Aufbau“ vom Fußballverband Rheinland, der die Jugendarbeit würdigt. Man arbeitet weiter daran, dass die letzten zwei Wörter gestrichen werden.
Keine Pause während der Pause
In der Sommerpause schlugen die Pauken Schlag auf Schlag. Kultfigur „Ruuuuuuudi“ Thömmes und Identifikationsfigur Michael Dingels gaben bekannt, dass sich ihre Wege vom Verein trennen werden. Thömmes wechselte zu seinem alten Chef Roland Seitz nach Elversberg und stieg somit auf der Wettbewerbsleiter auf. Dingels bekam aufgrund seiner Verletzungshistorie einen „stark leistungsbezogenen Vertrag“ angeboten, den er nicht annehmen wollte. Für viele im Umfeld nachvollziehbar, für viele ein unwürdiger Umgang mit einem verdienten Spieler. Hollmann, zu dem Zeitpunkt noch als Geschäftsführer und somit für Vertragsangelegenheiten zuständig, sagte 5vier.de dazu: „Dass wir Michael Dingels gerne gehalten hätten, ist kein Geheimnis – leider hatten wir aber verschiedene Vorstellungen von seiner Rolle und haben deshalb nicht zueinander gefunden.“
Trotz den Bekundungen, dass es auf kurz oder lang wieder zu einer Zusammenkunft zwischen den Legenden und der Eintracht kommen könne, begann es im Umfeld langsam zu rumoren. Das konnte auch die Rückkehr eines anderen Publikumslieblings nicht kompensieren: Christoph Anton kehrte nach überschaubarer Zeit aus Luxemburg zurück.

Im Juli 2018 wurde die Vereinsstruktur weiter angepasst, der Vorstand vierköpfig. Torge Hollmann erhofft sich durch die Umstrukturierung „Nachhaltigkeit in der Vereinsarbeit und natürlich sportlichen Erfolg“. Es wurde wieder die Position des Präsidenten geschaffen, das Helmut Meeth einnahm. Als sportlicher Leiter fungiert seitdem Horst Brand, Roman Gottschalk kümmert sich wieder fokussierter um die Jugend. Finanzvorstand wurde der schon oben genannte Friedrich. Allerdings währte seine Amtszeit nicht lange, schon im September verabschiedete man sich voneinander. Es wollte „in absehbarer Zeit ein Nachfolger gefunden werden“, was allerdings bis heute nicht der Fall ist.
Fehlstart in die neue Saison
Zurück zum Spocht: Trotz einer erfolgsversprechenden Vorbereitung startete die Spielzeit 18/19 schleppend. Vor allem auswärts kriselte die Eintracht, eine Kehrtwende trat nicht ein. Das hatte die Konsequenz, dass nach nicht einmal einem Jahr nach den gemeinsamen Vertragsverlängerungen auch das letzte Mitglied des Trainerstabes, Daniel Paulus, von Bord gehen musste.
Auf seinen Platz als Cheftrainer folgte der bis dahin noch aktive Innenverteidiger Josef Cinar, der damit seine Spielerkarriere an den Nagel hängte. Außerdem wurde sein damaliger Verteidigungsnachbar auch sein Banknachbar – Hollmann wechselte von der Geschäftsstelle auf den Co-Trainer posten. „Jupp“ Cinar sollte bis mindestens in den Winter rein in dieser Funktion bleiben, was später bis zum Sommer verlängert wurde. Hollmann sollte ursprünglich „definitiv auf seine eigentliche Position zurück“ kehren, was aber in der Winterpause nochmal überdacht wurde.
Nun ist man noch auf der Suche nach einem Geschäftsführer, der ursprünglich ab Februar eingestellt werden sollte. Bislang ist das nicht der Fall. Das Ziel, im Verein Kontinuität herzustellen, ist somit an allen entscheidenden Stellen hinfällig. Hollmann dazu: „Ich bin ja nicht wirklich gewechselt, sondern fülle aktuell beide Aufgaben aus. Dabei gebe ich in beiden Funktionen immer 100 Prozent.“
Oft anders als angekündigt
Wie es zu den Meinungsänderungen kam, erklärt er uns: „Manchmal stellen sich die Dinge zu einem bestimmten Zeitpunkt anders dar, als man sich das zunächst vorgestellt hatte. Die Mannschaft hat sich nach Ansicht des Vorstandes in den Wochen vor der Winterpause gesteigert und sich positiv entwickelt. Spätestens als Josef mich darum gebeten hat, ihn weiter zu unterstützen, war klar, dass wir jetzt auch die restliche Runde gemeinsam auf dem Trainingsplatz stehen werden.“
Das neue Trainerduo konnte nicht das bittere Pokal-Aus nach Elfmeterschießen – ausgerechnet gegen TuS Koblenz – verhindern. „Wir haben eine Topleistung gezeigt. Das Ausscheiden war extrem bitter und enttäuschend, da es eines unserer Saisonziele gewesen ist den Pokal zu gewinnen. Wir hätten es verdient gehabt weiter zu kommen.“, so Cinar.
Doch zumindest das letzte Pflichtspiel im Jahr 2018, ein überzeugendes 5:0 gegen Tabellennachbar Arminia Ludwigshafen, lässt ein Fünkchen Hoffnung zu einer Trendwende aufkommen. Aktuell steht die Trierer Eintracht auf Rang 10 in der Liga. Zusammengefasst sagt Cinar zum bisherigen Saisonverlauf: „Es war eine enttäuschende erste Saisonhälfte. Wir sind in der Hinrunde zu unkonstant gewesen, haben zu oft zwischen richtig starken und richtig schwachen Leistungen geschwankt.“ Dennoch schaut er optimistisch in die Zukunft: „Persönlich möchte ich mich weiterentwickeln und den Übergang in den Trainerjob bzw. die sportliche Verantwortung bestmöglich hinbekommen. Mit der Mannschaft wollen wir natürlich immer jedes Spiel gewinnen, auch wenn wir wissen, dass das nicht immer passieren wird. Unser Anspruch muss das aber sein. Wichtig ist es vor allem, dass die Mannschaft Fortschritte macht und sich weiterentwickelt.“
Das Spieljahr 2019 beginnt, sollte es das Wetter und der Platz zulassen, am 16. Februar beim 15. der Oberliga-Tabelle FV Diefflen.
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