Dass die Spielzeit 2014/2015 unter anderen Voraussetzungen begangen werden wird als die vergangenen, war schon früh klar. Ein deutlich reduzierter Etat, nur noch einzelne Vollprofis im Kader und der Versuch, die eigene Jugend mehr einzubinden – der Traum von der 3. Liga ist seit dem sechsten Platz in der letzten Saison erstmal ausgeträumt. Doch vor allem das Aus im Rheinland-Pokal sowie das schwache Abschneiden in der Regionalliga Südwest führten zu weiteren besonderen Veränderungen, die noch lange nicht abgeschlossen sind.
Trier. Die vergangene Saison war noch nicht beendet, als der SV Eintracht Trier bekannt gibt, wer ab dem 1. Juli 2014 als Cheftrainer installiert wird. Die Ankündigung von Peter Rubeck war schon eine Nachricht an sich, doch mit ihr wird auch schnell klar, dass es einen Wechsel in der Vereinspolitik geben wird. Denn Rubeck ist berufstätig, schnell geistert der Begriff Feierabendfußball umher.
Später wird bekannt, dass man mit einigen Sponsoren für 13/14 den Versuch startete, es noch einmal mit aller Kraft in die 3. Liga zu schaffen. Dies misslang, was die Ära Roland Seitz seinerzeit beendete. Das Risiko hatte zur Folge, dass der Etat um mehrere hunderttausend Euro reduziert werden musste, um die 40 %. Somit sah sich der Vorstand gezwungen, um das Überleben des Vereins nicht zu gefährden und Altlasten weiter abzubauen, diesen neuen Weg einzuschlagen.
Dabei war man vor der Saison verhalten euphorisch. Wichtige Stützen wie Torge Hollmann oder Fabian Zittlau wurden gehalten, hoffnungsvolle „Wunschspieler des Trainers“ (Ex-Vorstand Ernst Wilhelmi) verpflichtet, eigene Talente integriert. Ein Höhepunkt der Sommerpause war sicherlich die Rückkehr von Milorad Pekovic. Relativ früh stand der Kader fest, mit dem Rubeck arbeitete. Man wollte eine gute Rolle spielen in der Meisterschaft und sich fast schon traditionell durch den Rheinland-Pokal für den DFB-Pokal qualifizieren.
Heuer sieht die Situation anders aus. Zwar mit einem achtsamen Auftritt im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg, überschritt die Eintracht seit dem vierten Spieltag den 13. Platz nicht mehr, je nach sportlicher Konstellation anderer Ligen könnte Rang 14 gar den Abstieg bedeuten. Das man nur einen Sieg gegen die fünf letzten Mannschaften der Tabelle einheimste, ist eine enttäuschende Bilanz.
Pokal-Aus führt zu großen Veränderungen
Zudem schieden die Blau-Schwarz-Weißen im regionalen Topspiel gegen das klassentiefere Salmrohr frühzeitig am 15. November 2014 aus dem Pokal aus. All das lag sowohl zu einem gewissen Grad am Verletzungspech, als auch daran, dass einige Neuzugänge alles andere als einschlugen.
Diese sportlichen Entwicklungen hatten weitere auf anderen Ebenen zu Folge: Eine Woche nach dem Ausscheiden trat Vorstandssprecher Wilhelmi nach über acht Jahren zurück – nicht aus sportlichen, sondern aus persönlichen Gründen, wie er angab. Anfeindungen gegen ihn und seine Familie ließen ihn zu diesem Schritt bewegen. Des Weiteren entstand wiederrum nur vier Tage später die Faninitiative „Eintracht Trier – das sind wir!“, die eine stärkere Einbindung der Fans in den Verein möglich machen wollen, da sie sich unzufrieden mit der Arbeit der Verantwortlichen zeigten.
Am 9. Dezember schließlich trafen sich die Vereinsgremien, um an einer neuen Konzeptionierung des Vereins zu arbeiten. Der SV Eintracht Trier 05 soll noch mehr zum Epizentrum für Talente der Region werden. Auch wenn es eine schwere Übergangszeit bedeute, sollen die besten Nachwuchsspieler aus dem Umland hier weiter ausgebildet werden, sodass man sie früher oder später im Regionalligakader integrieren kann.
Damit diese neuen Impulse zusammen mit allen Beteiligten getragen werden, gab es Treffen in kleiner wie großer Runde, die von Vereins- wie Initiativenseite als konstruktiv beschrieben wurden. Es gibt einige verbindende, aber auch noch unterschiedliche Ansichten über die Ausrichtung des Vereins. Gespannt warten alle Beteiligten auf die kommende Jahreshauptversammlung am 23. Februar, wo strukturelle wie personelle Veränderungen zur Debatte stehen werden.
Neuer sportlicher Leiter lässt anderen Wind wehen
Eine entscheidende Personalie wurde aber schon Anfang des Jahres vorgestellt, die in kürzester Zeit einiges bewegt hat: Der neue sportliche Leiter Heiner Semar. Fünf Spieler wurden verabschiedet, die teilweise alles andere als Verstärkungen waren. Der Abgang von Neu-Kapitän Fabian Zittlau überraschte im Gegensatz zu den anderen, hatte er doch erst im Sommer einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet.
Und entgegen ursprünglicher Aussagen der Vereinsoberen, wurden doch einige externe Spieler in der Winterpause verpflichtet. Das war schon lange der Wunsch von Peter Rubeck, der durch seinen langjährigen Weggefährten Semar Rückendeckung dazu bekam. Das steht nicht in Widerspruch mit der geplanten Ranführung der eigenen Jugend, gleich vier Nachwuchsspieler wurden in den Kader der ersten Mannschaft befördert. Der Trainer hat schon mit Christopher Spang und Robin Koch bewiesen, dass er jungen Spielern Vertrauen schenkt und sich auch in kritischen Momenten vor sie stellt. Dieses Vertrauen zahlten sie schon mehrmals eindrucksvoll zurück.
Zeitgleich mit der Vorstellung des 62-jährigen Semar, wurde die vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Trainer bekannt gegeben, was zum einen Bedenken im Fanlager entfachte, da man die sportliche Entwicklung mit Sorge betrachte und die Beziehung von Trainer und sportlichem Leiter zu nahe beziehungsweise zu persönlich ansieht. Zum anderen zeugt diese Handlung davon, dass die Funktionäre vom eingeschlagenen Weg überzeugt sind und in diesem Duo die geeigneten Macher dafür sehen.
Fakt ist, dass die Zukunft noch ungewiss ist und dass noch viele Unwägbarkeiten zu erwarten sind. In etwa drei Wochen wird man sehen, wieviel Geduld die Basis für das neue Konzept entgegenbringen wird. Idealerweise wird man in einigen Jahren auf das Jahr 2014 zurückblicken und feststellen, dass man den richtigen Weg aus einem Tal gefunden hat, auch wenn dieser zwischendurch sehr steinig und voller Hindernisse war – doch die Besinnung auf die Region als die entscheidende Grundlage ansieht, um in neue Bereiche vorzudringen.
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